Anpassungsschnäppchen

Die Niederlande müssen nach dem aktuellen Bericht einer von der Regierung eingesetzten Expertenkommission bis zum Endes des Jahrhunderts mehr als 100 Milliarden Euro für den Ausbau ihrer Deiche ausgeben. Hinzukommen zwischen einer und anderthalb Milliarden Euro pro Jahr für die Verbesserung von Dämmen. Das sind etwa 0,3 Prozent des jährlichen Staatseinkommens. Weitere 100 bis 300 Millionen Euro im Jahr müssen investiert werden, um die Nordseestrände mit Sand aufzuschütten. All diese Maßnahmen dienen dem Schutz vor dem erwarteten Meeresspiegelanstieg, der inzwischen auf bis zu 1,3 Meter bis 2100 und bis zu 4 Meter im Jahr 2200 geschätzt wird. Dabei muss man wissen, dass etwa zwei Drittel des Landes unterhalb des jetzigen Meeresspiegelniveaus liegen!

Diese Zahlen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 0,3 Prozent des Staatseinkommens für die Rettung des Landes – das ist geradezu spottbillig. Dass es sich tatsächlich um ein unvergleichliches Schnäppchen handelt, bei dem man ohne großes Überlegen sofort zugreifen sollte, wird deutlich, wenn man die Zahlen mit dem vergleicht, was Oxfam an Finanzbedarf für Anpassungsmaßnahmen in allen Entwicklungsländern gemeinsam berechnet hat, nämlich nur schlappe 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr! Da wird klar sichtbar, dass reiche Länder wie die Niederlande auch nach Finanzierung ihrer eigenen Anpassungsmaßnahmen noch genügend Kleingeld übrig haben werden, um ihre emissionsbedingten Schulden im Süden zu tilgen. Zugleich könnten sie ihre durch die Arbeit von Expertenkommissionen gewonnenen Erfahrungen weitergeben und gezielte Kooperationen mit solchen Entwicklungsländern eingehen, die ähnliche Herausforderungen zu bewältigen haben wie sie.

Fotos (flickr): Holland - Jeroen Krah, Bangladesch - Micha:el Foley Photography