„net zero“ – wie die fossile Industrie die Klimapolitik verkohlt

Der Einfluss der fossilen Industrie auf die Klimaagenda war nie größer als bei der Klimakonferenz in Warschau 2013, als die polnische Regierung mit der Kohleindustrie gemeinsame Sache machte und die Chefin der UNFCC auf der Klima- und Kohlekonferenz sprach. Auf den ersten Blick sieht es in Lima besser aus. Aber nur auf den ersten!

Corporate Europe Observatory hat beschrieben, wie sich zwar die Strategien, nicht aber die Inhalte der Einflussnahme der „Big Polluters“ gewandelt haben.

Besonders bedenklich ist, wie sich ein neues Narrativ in der Klimapolitik breit macht – „net zero emissions“. Was eigentlich ganz gut klingt und leicht mit „no emissions“, „zero emissions“, „100 % Erneuerbare Energien“ oder anderen radikalen Transformationsszenarien zu verwechseln ist, sind letztlich gefährliche Luftschlösse, die den Status quo untermauern und den großen Verschmutzern dienen.

Die Idee hinter dem „net“ (netto) ist nämlich die, dass wir das 2°C Limit verfehlen können und anschließend mit noch zu erfindenden und zu testenden Technologien das überschüssige CO 2 aus der Atmosphäre holen („negative Emissionen“) und am Ende bei Netto 0 landen. Die Schlüsseltechnologie ist in diesem Fall CCS (Carbon Capture and Storage). Und auch: BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage). Für letztere Technologie müssen wir großflächig Bäume und Gras anpflanzen, diese anschließend verbrennen und das CO2 dann speichern (Wo? In leeren Ölfeldern zum Beispiel. Die müssen wir dann praktischerweise natürlich erstmal leer pumpem…). Die für Dünger, Landnutzungsänderung, Transport usw. anfallenden Emissionen sind natürlich nicht mitberechnet. Die würden laut Biofuelwatch am Ende auch dazu führen, dass der Klimawandel zunimmt. Ebenso wie land grabs und Vertreibungen. Monokulturen und Gentechnik sind übrigens ebenso mit drin im Paket.

Aber was wie ein Horrorszenario aus einem Science Fiction Thriller klingt, wird leider nach und nach Alltag für Institutionen wie den Weltklimarat, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen und andere wichtige Akteure. Dies ist u.a. an den Side Events in Lima erkennbar, wo beispielsweise der Klimaberater von Shell beim IPCC event auftrat, um CCS zu promoten, und sich der IPCC-Vertreter herabließ, von „kleineren Differenzen aber wesentlicher Übereinstimmung“ zu sprechen.

Oilchange International und das Overseas Development Institute haben übrigens berechnet, dass die Industrieländer, die sich nun bereit erklärt haben, Geld in den Grünen Klimafonds (Green Climate Fund) einzuzahlen, dreimal so viel ans Subventionen für die Suche nach neuen fossilen Rohstoffvorkommen ausgeben (exploration subsidies) als für die Klimafinanzierung.

 

 


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