Neuigkeiten vom Mond

„Hier passiert gar nichts“, „Du hast nichts verpasst“, „reine Zeitverschwendung“ – das sind die Kommentare, die ich bei Ankunft in Cancun von allen Seiten zu hören bekomme. Aber seit eben herrscht große Aufregung im Moon Palace, dem offiziellen Verhandlungsort. Und zu Recht: 3 Regierungen haben gerade dem Kyoto Protokoll den Todesstoß versetzt. Kanada, Russland und Japan haben es geschafft, dass im neuen Verhandlungstext die Verlängerung der Kyoto-Verpflichtungsperiode über 2012 hinaus nicht vorkommen wird. Das ist ein Skandal und die Regierungen der Entwicklungsländer laufen Sturm.

So kommentierte Bolivien beispielsweise süffisant, dass das doch in etwa so sei, als würde Kanada Folgendes behaupten: Um zu beweisen, dass ich meiner Frau treu bin (= ernsthaft Klimaschutz betreiben will), verlasse ich sie (= kündige das Kyoto Protokoll auf) und fange eine Affaire mit einer anderen an (= neues unverbindliches Abkommen). Logisch, oder?

In den letzten Verhandlungsrunden hat es erbitterten Streit darüber gegeben, ob weiter in zwei Schienen verhandelt werden soll: Kyoto Protokoll und die darin enthaltenen verbindlichen Reduktionsziele für Industrieländer auf der einen Seite und Long Term Cooperative Action (LCA), also der Bali Action Plan mit seinen Inhalten Klimaschutz, Anpassung, Finanzierung und Technologiekooperationen, auf der anderen Seite.

Für die Entwicklungsländer war immer klar: Wir brauchen eine Verlängerung des Kyoto Protokolls mit viel höheren aber eben weiterhin verbindlichen Zielen. Die Alternative ist ein unverbindlicher Deal, bei dem jeder auf den Tisch legt, was er will – eben genau das, was Kanada, Japan, Russland, aber auch die USA und andere wichtige Player wollen und dem sie eben einen Schritt näher gekommen sind. Für das Klima und für die Menschen in den Entwicklungsländern wäre das eine Katastrophe.

Doch da die Verhandlungen hier in Cancun im Moon Palace eben auf dem Mond stattfinden – vollkommen losgelöst von der Realität und den Lebensumständen des Großteils der Weltbevölkerung und übrigens auch dieses Landes Mexiko, von dem man hier nicht viel mitbekommt oder besser gesagt: nada – wird es hier vermutlich nach einer kurzen Phase der Aufregung Back to Business as Usual geben.


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