Doppelter Fußtritt für die Klimaverhandlungen

Die englische Zeitschrift Guardian ist ja mittlerweile sozusagen das Sprachrohr geworden, mit dem Skandale aus der internationalen Klimapolitik in die Öffentlichkeit verbreitet werden. Letztes Jahr zum Beispiel der Bericht über die fatalen Stunden in der letzten Nacht von Kopenhagen; oder später der Zugang zu den Life-Mitschnitten der Staatschefs, und anderes mehr.

Heute gleich zwei neue Skandale im Guardian – jedenfalls emfinde ich sie als Skandale. Zum einen ein Artikel von Suzanne Goldenberg darüber, dass der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sein Interesse an den UN-Klimaverhandlungen aufgibt und sich lieber um das Thema „Greening the Economy“ kümmern möchte. Zum anderen ein Artikel von Ivo de Boer, ehemaliger Generalsekretär der UN-Klimarahmenkonvention, dass es jetzt besser sei, „Green Growth“ und Energiefragen zu diskutieren, als über Emissionsreduktionen zu verhandeln. Ein doopelter Ausstieg sozusagen: der höchste UN-Vertreter und der ehemals höchste UN-Klimavertreter machen ihren Namen alle Ehre: sie (ver)treten die Verhandlungen mit Füßen.

Ban Ki Moon hätte sich vom Anfang seiner Amtszeit sehr intensiv in die Klimaverhandlungen involviert. Jetzt aber würde er sich daraus zurückziehen und lieber die Agenda für das Treffen der Staatschefs in Rio im Jahr 2012 vorbereiten, anlässlich des 20. Geburtstag vom Rio-Erdgipfel 1992. Auch de Boer findet das aber sinnvoll. Es ginge, so schreibt er, schließlich nur voran, wenn Ökonomie und Ökologie versöhnt würden. Daher wäre „Green Growth“ – man merke: nicht „Greening the Ecnomy“, sondern „Green Growth“ – der einzig viel versprechende Weg auch für die Klimapolitik. Boer schlägt vor, dass wenn die Staaten sehen, dass mit Klimaschutz Geld verdient und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden könne, auch die Klimaverhandlungen wieder an momentum gewinnen könnten. 

Ich möchte die beiden fragen:

– schon mal was von rebound Effekten gehört und dass es deswegen so wichtig ist, nach wie vor an absoluten Emissionsreduktionen und nicht nur an der Ausbreitung von Erneuerbaren Energien, grünen Technologien et al. festzuhalten?

– vorher darüber nachgedacht, welche Signalwirkung die Artikel bzw. die Meinungsäußerungen für die Klima-Verhandlungen und das gerade in Cancun mühsam wiedererlangte Vertrauen in den UN-Prozess haben dürften?

– einmal abgewogen, ob nicht „greening the econmy“ im Rahmen der Klimaverhandlungen eine Rolle spielen könnte, anstatt dass die Klimaverhanldungen bloß nur noch Beiwerk im Rahmen von greening the economy-Verhandlungen werden?

Na ja, kann frau sich sagen, Ivo de Boer ist halt jetzt nicht mehr Diplomat, sondern Wirtschaftsberater bei KPMG. Und Ban Ki Moon ist halt Politiker und nicht Klimaschützer und sucht daher nach jenen Foren, wo er am besten Punkten kann…


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