Was heißt das Pariser Klimaabkommen für Deutschland?

Was würde es bedeuten, wenn Deutschland das Pariser Klimaabkommen ernst nehmen und die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen ergreifen würde, um seinen fairen Anteil für die dort formulierten Ambitionen umsetzen? Das hat das New Climate Institut im Auftrag von Greenpeace mal durchgerechnet. Undzwar mit der folgenden wichtigen Einschränkung: Negative Emissionstechnologien à la BECCS, die CO2 irgendwann in der Zukunft aus der Atmosphäre saugen würden, werden ausgeschlossen.

Dementsprechend ehrlich sind dann auch die Ergebnisse der Analyse:

  • Die globalen Emissionen aus der Energieerzeugung und -nutzung müssen bis 2035 Null erreichen. Das bedeutet, dass für ein Industrieland wie Deutschland mit hoher historischer Verantwortung die Null schon lange davor erreicht sein muss. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix muss daher in Deutschland bereits vor 2035 100 % betragen. Das heißt: Kohleausstieg in den kommenden 10 Jahren und kein CCS! Auch Erdgas muss bis spätestens 2030 im Stromsektor komplett ersetzt sein. Keine neuen Infrastrukturen (Kraftwerke, Pipelines, Minen usw.) dürfen diesen Ausstiegsszenarien den Pfad verbauen.
  • Abnahme des Individualverkehrst zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs von ca. 10 % pro Dekade. Der restliche Individualverkehr muss elektrifiziert werden.
  • 5 % der Gebäude in Deutschland müssen pro Jahr energetisch saniert werden, Neubauten müssen alle den Nullenergiestandard erfüllen.
  • Komplette Umsteuerung in der Land- und Forstwirtschaft: weniger tierische Produkte, mehr Ökolandbau usw.

Das ist tatsächlich ambitioniert! Und nicht betrachtet hat die Studie dann ja nochmal die Klimawandeleffekte, die Deutschland außerhalb seiner nationalen Grenzen ausübt: z.B: Entwaldung durch den Anbau von Futtermitteln in Lateinamerika für unsere Fleischproduktion; Emissionen aus chinesischen Fabriken für Konsumgüter in Deutschland; Emissionen, die aus einem rasanten Welthandel mit hohem Flug- und Schiffsverkehr resultieren usw. Auch hier müssten wir uns endlich ehrlich machen und den Umbau anpacken!

Politisch unrealistisch? Na ist es denn realistischer, in einer weiterhin und zunehmend vernetzten und globalisierten Welt einfach den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als würden uns die Probleme anderswo nicht betreffen? Wir brauchen in der Tat mehr radikalen Realismus und eine gehörige Portion Optimismus, dass uns die Transformation auch gelingen kann – ohne wahnwitzige Technikphantasien.

 

 

 

 


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