Heiße Luft

Der global rasant ansteigende Flugverkehr trägt gewaltig zum Klimawandel bei. Im Pariser Klimaabkommen ist dieser Sektor nicht abgedeckt. Allerdings steht für September 2016 eine wichtige Entscheidung der Internationalen Zivilluftfahrtsorganisation ICAO an. Die ICAO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN) mit Hauptsitz in Montral (Kanada). Geschaffen wurde sie durch das Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt vom 7. Dezember 1944 (Chicagoer Abkommen).

Gestern und heute treffen sich die Mitglieder der ICAO (191 Staaten, aber auch Industrie) in Utrecht. Unter anderem diskutieren sie Maßnahmen zur Erreichung des selbstgesteckten Ziels der ICAO: „keeping the global net CO2 emissions from international aviation from 2020 at the same level (carbon neutral growth from 2020, or CNG2020)“. Dazu wollen sie einen globalen Marktmechanismus entwickeln. Oder anders gesagt: Der Plan sieht vor, dass die Emissionen aus dem Flugverkehr weiter wachsen dürfen und anderweitig ausgeglichen bzw. kompensiert werden.

Auf eine besonders große Gefahr bei einem solchen Offsetting-Ansatz haben nun mehr als 80 Umweltorganisationen aus aller Welt in einem offenen Brief an die ICAO hingewiesen und fordern, dass die ICAO stattdessen auf tatsächliche Emissionsreduktionen setzt:

„We, the undersigned, call on the members of ICAO to ensure measures adopted at the 39th ICAO meeting will make an adequate and fair contribution to the global effort to limit global warming to well-below 2 degrees Celsius. Any measure adopted at the 39th ICAO meeting must make a serious proposal to reduce emissions. It must also exclude land based offset credits, such as REDD+ type projects […].“

Aber es gibt auch NGOs, die ein ganz besonderes Interesse daran haben, dass solche Waldschutz-Offsets (aus REDD+-Projekten) in einen marktbasierten Mechanismus der ICAO aufgenommen werden. CI, EDF, TNC, IUCN, GCP und andere haben eine offensive Pro-REDD+-Offset-PR-Kampagne gestartet. Denn es sind ja genau diese großen (oft amerikanischen) Naturschutzorganisationen, die REDD+ schon längst zu einem lukrativen Business-Modell gemacht haben. Für sie gibt es viel zu gewinnen (nämlich große neue Finanzflüsse für ihre Projekte) und nichts zu verlieren.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die vielfältigen und klugen Stimmen des breiten Bündnisses, das den offenen Brief verfasst hat, am Ende durchsetzen werden – mit Argumenten und nicht mit $$$-Zeichen in den Augen.


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