Der Ölpreis hat in den vergangenen Tagen ein Rekordhoch erreicht. Heute steht er bei 77,80 $/Barrel, zeitweise war er schon auf über 80 Dollar geklettert. Solche Ölpreisanstiege befeuern die Debatte, ob wir bereits den globalen Gipfel der Ölförderung (peak oil) erreicht haben oder dies in unmittelbarer Zukunft bevorsteht.
Ein paar interessante Links hierzu:
- Studie des US Department of Energy: Peaking of World Oil Production: Recent Forecasts
- US Government Accountability Office: US needs peak oil strategy
- Dr James Schlesinger, früherer US Energieminister und CIA Chef: „Die Auseinandersetzung um peak oil ist vorbei, die „peakists“ haben gewonnen“
- IEA warnt for kommender Ölknappheit (Climate Progress auf der Basis von Wallstreet Journal und IEA)
- Und natürlich ASPO, die Association for the Study of Peak Oil&Gas, mit einer Meldung über eine schwedische Doktorarbeit, die basierend auf der Auswertung der größten Ölfelder peak oil zwischen heute und 2018 prognostiziert.
Was bedeutet Peak Oil für den Klimawandel? Eine interessante Anwort darauf gibt der US-Klimaforscher James Hansen, der zusammen mit Pushker A Kharecha diese Frage untersucht hat. Sie kommen zum Ergebnis, dass Peak Oil ermöglichen wird, die Treibhausgaskonzentrationen unter der kritischen Grenze von 450 ppm CO2 zu halten, wobei der exakte Zeitpunkt und Verlauf des peaks keinen entscheidenden Unterschied macht.
Ob Peak Oil seinen klimapolitisch erwünschten Effekt erzielt, wird davon abhängen, ob Kohle und unkonventionelles Öl (Ölsande, Ölschiefer) in absehbarer Zeit nicht mehr konventionell verbrannt werden. Allenfalls eine Nutzung mit CO2-Abtrennung und -Speicherung wäre noch denkbar.
Anders gesagt: konventionelle Kohlekraftwerke dürfen ab 2010 in Industrieländern, eine Dekade später in Entwicklungsländern, nicht mehr ans Netz gehen. Und die vorhandenen müssen nach und nach abgeschaltet werden
Eine weitere Konsequenz könnte Peak Oil für die klimapolitische Positionierung der OPEC haben. Es ist ja bekannt, dass insbesondere Saudi-Arabien in den Klimaverhandlungen immer wieder als „bad guy“ aufgefallen ist. Diese Anti-Klima-Position könnte aus der Sorge gespeist worden sein, dass Klimapolitik zu einem Verfall der Ölpreise und damit zurückgehenden Export-Einnahmen für Ölexportländer führen könnte.
Auf dem Hintergrund des Näherrückens von Peak Oil könnte aber eine andere Interessenslage in den Vordergrund rücken:
Zuerst zerstreut Peak Oil die Befürchtung, dass es zu einem Verfall der Ölpreise kommen könnte. Im Gegenteil: Wenn peak oil unvorbereitet „zuschlägt“, könnte ein Rekord-Ölpreis die Ölförderstaaten in der OPEC so sehr in den Mittelpunkt des weltweiten Interesses rücken, dass sie effektiv ihre Souveränität verlieren. Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan hat z.B. nun gesagt, dass der Irak-Krieg um Öl geführt wurde. Keine sehr angenehme Perspektive, auch für ein Land wie Saudi-Arabien.
Auf diesem Hintergrund lässt sich durchaus eine Interessenskonvergenz konstatieren zwischen Klimapolitik und dem Interesse auch von OPEC-Staaten, die Nachfrage nach Öl zu dämpfen und die Vorräte zu strecken. Nur scheint diese Interessenskonvergenz noch nicht in den Köpfen angekommen zu sein.