Das Öl im Boden lassen

Wissen Sie was Hans-Werner Sinn, den oft als „neoliberal“ titulierten Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft und Präsident des Ifo-Instituts, mit Rafael Correa, dem linken Präsidenten von Ecuador verbindet?

Beide plädieren dafür, dass für den Klimaschutz das Öl im Boden gelassen werden muss.

Sinn schreibt in der Welt: Zweitens, und dies ist das eigentliche Problem, muss man die Ölscheichs und sonstigen Produzenten fossiler Brennstoffe überreden, ihre Förderpläne zurückzustellen oder, besser noch, einige ihrer Ressourcen gar nicht zu fördern. Die beste Politik gegen die globale Erwärmung ist es, dafür zu sorgen, dass das CO2 in den fossilen Ressourcen tief unten in der Erde gebunden bleibt.

Rafael Correa ist zwar kein Ölscheich, hat dafür aber einen konkreten Vorschlag: Er möchte 920 Millionen Barrel Öl im Osten Ecuadors im Boden lassen, und damit der Atmosphäre 111 Millionen Tonnen CO2 ersparen. Er verlangt dafür nicht den vollen Gegenwert (700 Mio USD jährlich), sondern eine minimale Kompensation. Er hat diesen Vorschlag jetzt auch im Rahmen der UN Vollversammlung unterbreitet (Video, spanisch, Real-Format).

Vertiefte Informationen (Englisch) zu diesem Vorschlag finden sich hier.

Nach ersten Berechnungen des ecuadorianischen Ökonomen Carlos Larrea wäre eine einmalige Größenordnung von 750 Mio USD ausreichend, um Ecuador zu entschädigen, wenn Ecuador auf die Hälfte der Einnahmen verzichtet, und die lokalen externen Kosten berücksichtigt werden.

Foto Ecuador„Externe Kosten“, das bedeutet die Zerstörung und Kontamination eines der artenreichsten Regenwälder der Erde. Ich habe das 1990-92 mit eigenen Augen in der Region beobachten können.

750 Mio USD zur Vermeidung von 111 Millionen Tonnen CO2, das wäre ein Preis von 6,80 USD/Tonne. Ein „Schnäppchen“, zumal es zu zwei Dritteln aus Schuldtiteln Ecuadors zu finanzieren wäre. Wer greift als erster zu? Herr Sinn, hätten Sie da ein paar Kontakte?

P.S. Alberto Acosta, ehemaliger Ölminister Ecuadors und einer der Inspiratoren des Vorschlags, wird nun Präsident der verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors. Die Wahlen dazu scheinen Correas Unterstützer mit breiter Mehrheit gewonnen zu haben. Das lässt auch spannendes hinsichtlich der Governance der Ölressourcen in der zukünftigen Verfassung Ecuadors erwarten.

Foto: Regenwaldzerstörung durch Ölförderung. Accion Ecologica, Quito.


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