Sadad al-Huseini, ehemaliger Vizepräsident und Leiter der Abteilungen für Exploration und Produktion der staatlichen saudischen Ölgesellschaft Aramco, hat nun in einem aufsehenerregenden Interview gesagt, dass die technische Obergrenze der Ölförderung erreicht sei. Diese Information ist insofern bedeutsam, als die Größe der Reserven auf der arabischen Halbinsel die große Unbekannte in der Prognose des Maximums der globalen Ölförderung ist. Auf der Oil and Money Conference 2007 in London gab er zudem die Einschätzung bekannt, dass 300 der 1200 Mrd. Barrel als nachgewiesen geltender Ressourcen als „spekulativ“ klassifiziert werden sollten. Damit gibt er einer Vermutung Auftrieb, dass das wundersame Wachstum der nachgewiesenen Ressourcen der OPEC in den 80er Jahren auf künstlicher Aufblähung der Zahlen basiert.
Al-Huseini erwartet nun eine fünfzehnjährige Stagnation der globalen Ölproduktion bei weiter ansteigender Nachfrage. Seine Präsentation auf der Oil and Money Conference finden sie hier. Noch dramatischer sieht die Lage nach Ansicht der EnergyWatchGroup aus. Sie erwartet sogar einen steilen Abfall der Ölproduktion.
Auch die Internationale Energieagentur IEA schlägt Alarm wegen des steilen Anstiegs der Ölnachfrage. Wobei von ihr merkwürdigerweise v.a. das rasche Wachstum in Indien und China problematisiert wird, nicht aber der anhaltende Ölhunger auf viel höherem Niveau im Westen.
Die Ölpreise streben derweil zielstrebig auf 100$ je Barrel zu. Mittlerweile werden bereits Optionen für Ölpreise von 250$ je Barrel gehandelt.
Was bedeutet das für die Klimapolitik:
* Ein positives Szenario sieht mit dem Anstieg der Ölpreise ein Zeitalter der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz aufziehen. Durch die Verteuerung der fossilen Ressourcen werden beide Strategien ökonomisch attraktiver.
* Ein Negativszenario erwartet eine Verschärfung des Booms bei Kohle und der Erschliessung unkonventionellen Öls (Ölsande und Ölschiefer, v.a. in Kanada und Venezuela). Da bei der Verflüssigung von Kohle sowie der Gewinnung unkonventionellen Öls große Mengen an CO2 freigesetzt werden, bedeutet dieses Szenario den beschleunigten Weg in den Klimakollaps.
Für das Negativszenario spricht der Trend, den Fritz Vorholz in der ZEIT zusammengetragen hat: Dass seit ein paar Jahren die Weltwirtschaft je Einheit Bruttosozialprodukt steigende CO2-Emissionen produziert.
Das Maximum der Ölförderung („Peak Oil“) erspart uns also nicht globale Klimapolitik. Sondern macht sie um so dringlicher.
Siehe auch: Peak Oil und der Klimawandel
Dank an Bernd Ohm auf Readers Edition
Lesetipp: Ölfördermaximum 2006 erreicht?