Kein Streben nach Perfektion

Klimawandel findet statt. Auch wenn es uns als Weltgemeinschaft gelingen sollte, den Temperatunstieg unter der magischen 2 Grad Linie zu halten, leiden Menschen unter den Folgen des Klimawandels. Diese Erkenntnis ist inzwischen auch im Mainstream der entwicklungspolitischen Community angekommen. So finden an diesem Wochenende in Bali die schon fast traditionellen „Development and Climate Days“ statt, die Entwicklungs- und KlimaexpertInnen zusammenbringen.

Geredet wird dann über die Themen Städte, Gesundheit, Landwirtschaft oder Energie. Und einen großen Teil der Diskussion nimmt eben das Thema Anpassung an den Klimaschutz ein, „Adaptation“. In einem Panel zu Financing Adaptation diskutierten u.a. die ugandische Umweltministerin, Weltbank, DFID und Oxfam und waren sich erstaunlicherweise in fast allem einig: Wir brauchen zusätzliche Geld in einer Höhe, die dem Problem angemessen ist (da geht es um dutzende Milliarden); die Gelder sollen zur Reduzierung von Armut und Vulnerabilität eingesetzt werden; die Betroffenen müssen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden; die Geber müssen sich besser koordinieren und gezahlt werden muss nach den Kriterien Verantwortung (akkumulierte Emissionen) und Kapazität.

So weit so gut, in der Theorie. Diese Einigkeit zwischen den verschiedenen Akteuren ist aber auch ein alarmierendes Zeichen, wie wenig wir eigentlich wissen. Es gibt so gut wie keine Praxisbeipiele. Wir wissen nicht, was Adaptation eigentlich bedeutet, wofür die Gelder kokret eingesetzt werden kommen, woher sie kommen könnten und wie sie so verwaltet werden können, dass sie bei den Bedürftigen ankommen. Brauchen wir dafür ein paralleles System zur Entwicklungszusammenarbeit oder müssen wir die existierenden Kanäle sinnvoller nutzen? Wie sieht es mit der Absorptionskapazität und den Institutionen in den Empfängerländern aus?

(c) IbdyactAnpassung findet statt, auf der lokalen Ebene, im Kleinen, überall. Es ist eine unglaublich komplexe Herausforderung, diese Dynamiken und Fakten so zu erfassen, dass sich damit Politik machen lässt, dass sich damit konkrete Handlungsschritte fordern lassen. Aber vielleicht ist es auch eine Chance, dass wir noch so wenig wissen. Das Problem ist erkannt. Jetzt werden Positionen und Prinzipien formuliert und gefordert. Als nächstes müssen wir uns gemeinsam an die Umsetzung machen und dabei – so auch die Schlussworte des Panels – das Gute und Wünschenswerte nicht vor lauter Streben nach Perfektion verhindern.

Foto: Aktion der libanesischen Umweltorganisation Indyact zum steigenden Meeresspiegel.


Posted

in