George W. Bush sagte am 31. Januar 2006 in seiner Rede an die Nation: Amerika ist süchtig nach Öl. Diese Metapher läßt sich aber auf alle modernen Industriestaaten anwenden: Wir alle hängen an den Öl- und Gaspipelines wie der Junkie an der Nadel. Auch die EU.
Kanada profiliert sich nun als Dealer. Chefdealer ist Kanadas Handelsminister David Emerson. In den Verhandlungen um ein EU-Kanada-Freihandelsabkommen preist er Kanadas Öl an als „a very, very powerful reason why partners like the EU should want to deepen their relationship with Canada“. Mehr dazu hier.
Andersherum wird ein Schuh daraus. Die unglaublich emissionsintensive und umweltzerstörende Ölförderung aus Ölsanden in Kanadas Provinz Alberta ist ein wichtiger Grund, warum in Kanada die CO2-Emissionen völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Und Kanadas klimapolitische Rolle als „Schurkenstaat“, der das Kyoto-Protokoll zwar unterzeichnet und ratifiziert hat, aber nun angesichts wachsender Emissionen ganz offen den Bruch des Völkerrechts plant, ist ein sehr, sehr mächtiger Grund, warum man dieses Land zunehmend international isolieren muss, wenn es sich nicht eines Besseren besinnt.
In Kanada wird am 19. Oktober 2009 gewählt. Der aktuelle, aus Alberta stammende Premierminister Harper könnte dann von dem Liberalen Stephane Dion abgelöst werden (Umfragen hier). Dion war bereits einmal ein ambitionierter Umweltminister, und 2005 Präsident der wichtigen Klimakonferenz COP 10. Nachdem 2007 in Australien der Labour-Premier Rudd den klimapolitischen Bremser Howard abgelöst hat, und 2008 ein klimapolitisch ambitionierterer US-Präsident Obama oder McCain den Klima-Ignoranten Bush ersetzt, könnte auch in Kanada Klimapolitik eine wahlentscheidende Rolle spielen. Denn auf Dauer kann sich ein Land wie Kanada nicht als Dealer von besonders schmutzigem Öl in der Weltpolitik positionieren.
Foto: Anti-Ölsand-Aktion in Kanada, Foto von Grant Neufeld auf flickr