Tanken wir das Brot der Armen? (2)

Vor zweieinhalb Wochen machte die Nachricht Furore, dass die Agro-Treibstoffpolitik der Industriestaaten für einen Preisanstieg von Nahrungsmitteln um bis zu 75% verantwortlich sei. Eine unveröffentlichte Studie für die Weltbank wurde u.a. vom britischen Guardian und Spiegel Online zitiert, ohne dass das Papier verfügbar gewesen ist.

Nun habe ich die Studie endlich in die Hand bekommen. Daraufhin muss zuerst einmal die Meldung des Guardian und des ihn zitierenden Spiegel korrigiert werden. Die Studie sagt nicht, dass Agrotreibstoffe für einen Preisanstieg bis 75% verantwortlich seien. Sondern: Etwa drei Viertel des Preisanstiegs in Höhe von 140% zwischen 2002 und 2008 sei auf die Agrotreibstoff-Produktion zurückzuführen. Das ist sogar weit mehr als ein Anstieg von 75%, sondern ca. 105%.

Autor der Studie ist Donald O. Mitchell. Laut Weltbank-Website ist er „lead economist for the Development Prospects Group. He is responsible for agricultural commodity price forecasts and analysis of issues and policies related to commodities. Prior to joining the World Bank, he was an Associate Professor of Agricultural Economics at Michigan State University.“

Wesentliche Ergebnisse der Studie finden sich auch in zwei Powerpoint-Präsentationen von Donald Mitchell:

Perspectives on Biofuels and Impacts on World Commodity Markets (2007)

Global Food Prices, Country Policy Responses and World Bank Support (2008)

[UPDATE: Die Weltbank hat die Studie nun endlich online publiziert. Ich habe noch keinen Vergleich der offiziellen Version mit der vom Guardian veröffentlichten machen können]