Nun liegen die Zahlen des Global Carbon Project, einer internationalen Vereinigung von WissenschaftlerInnen, vor und sie verheißen nichts Gutes. Die Studie Carbon Budget 2007 präsentiert den Anstieg der CO2 Emissionen weltweit, ihre regionale Verteilung sowie die Entwicklung der natürlichen Senken (vor allem Wälder und Ozeane). Hier einige der wichtigsten Erkenntnisse:
In den letzten 20 Jahren ist die CO2 Konzentration in der Atmosphäre jährlich um 1.5 ppm gestiegen und lag 2007 bereits bei 383 ppm.
Dies übersteigt die schlimmsten Szenarien des IPCC. Es ist zudem besonders erschreckend vor dem Hintergrund, dass inzwischen viele WissenschafterlInnen warnen, dass wir uns bereits bei einer Konzentration von 350 ppm der Schwelle zum gefährlichen Klimawandel nähern (z.B. James Hansen von der NASA). Kevin Anderson und Alice Bows vom Tyndall Centre for Climate Change Research gehen in ihrer aktuellen Studie „Reframing the climate change challenge in light of post-2000 emission trends“ davon aus, dass angesichts der aktuellen Entwicklungen eine Stabilisierung bei 650 ppm Co2 Equivalent (das beinhaltet verschiedene Treibhausgase) mehr als unwahrscheinlich ist, was uns auf eine Erwärmung von 4 Grad bringen würde. Ihre Botschaft: 2°C anpeilen und sich gleichzeitig auf 4°C vorbereiten…
Emissionen, die auf eine Veränderung der Landnutzung zurückgehen, resultieren fast ausschließlich aus der Abholzung tropischer Regenwälder. Dabei fallen 41 % auf Zentral- und Südamerika, 43 % auf Süd- und Südostasien und 17 % auf Afrika.
Den Wäldern und Ozeanen kommt eine besondere Bedeutung in der Vermeidung von Klimawandel zu, da sie einen Großteil des ausgestoßenen CO2 weltweit absorbieren. Allerdings ist in den letzten Jahren ein beunruhigender Trend festzustellen, der in der aktuellen Studie bestätigt wird.
Während vor 50 Jahren noch 60 % absorbiert wurden, liegt die Zahl heute nur noch bei 55 % und nimmt jährlich weiter ab.
Der größte Zuwachs an Emissionen ist in den Entwicklungsländern zu verzeichnen und da vor allem in China und Indien. 2006 hat China die USA überholt und ist nun größter Emittent der Welt. Indien wird bald Russland überholen und dann Platz 3 einnehmen. Zur Zeit kommen die Hälfte der globalen Emissionen aus Entwicklungsländern.
Die politische Schlussfolgerung aus diesen Zahlen ist klar: Ohne massive CO2 Reduktionen in Entwicklungsländern werden wir gefährlichen Klimawandel nicht aufhalten können. Es ist jedoch sehr wichtig, sich die Pro-Kopf-Zahlen anzuschauen: Da liegt die USA immer noch einsam an der Weltspitze mit 20t pro Jahr. In China sind es lediglich 2,65t. In Deutschland übrigens immerhin 10t!
Ein weiterer wichtiger Schritt der Differenzierung fehlt noch in diesen Berechnungen und Darstellungen: die subnationale Ebene. Es wäre spannend zu wissen, wieviel Prozent der chinesischen und indischen Bevölkerung für den immensen Anstieg an Emissionen zuständig sind. Die Zahl wäre vermutlich erschreckend gering.
Ebenfalls interessant ist es, der Frage nachzugehen, wieviel Prozent der chinesischen Emissionen bei der Produktion von Exportgütern für die USA oder die EU entstehen (sog. „embedded carbon„). Wer trägt die Verantwortung für die resultierende Verschmutzung der Atmosphäre?
Damit ergibt sich eine weitere wichtige politische Schlussfolgerung: Jeder und jede einzelne muss Verantwortung übernehmen. Eine Einteilung der Welt in Industrie- und Entwicklungsländer, wie sie im Kyoto-Protokoll festgehalten ist, macht heute keinen Sinn mehr und entspricht auch nicht dem Prinzip der Gerechtigkeit. Stattdessen brauchen wir eine offene Diskussion über historische Verantwortung für den Klimawandel und wirtschaftliche Kapzitäten, ihn zu bekämpfen. Das entlässt die Industrieländer nicht aus ihrer globalen Verantwortung und der Notwendigkeit, den ersten Schritt zu machen.
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