Spätestens seit der letzten Runde der WTO-Verhandlungen ist klar: Indien ist als Weltmacht längst auf dem internationalen Parkett angekommen und weiß sich seiner neuen Macht geschickt zu bedienen. Der jüngste Coup: Indien will den Klimawandel ohne die Hilfe der Weltbank bekämpfen und hat Finanzhilfen aus dem erst kürzlich kreierten Klimafonds der Weltbank abgelehnt. Das wird international nun einerseits als Schlag ins Gesicht der Weltbank andererseits als diplomatisches Versagen der G8 Staaten gewertet, die den Fonds und weitere bei ihrem letzten Gipfel in Japan auf den Weg gebracht haben.
An den Weltbank-Klimafonds gibt es viel Kritik. Nachzulesen zum Beispiel hier beim Third World Network. Neben den Weltbankfonds gibt es aber noch eine Unzahl weitere bilaterale und multilaterale Klimafonds, die in den letzten 2 Jahren entstanden sind. Gekennzeichnet sind sie alle von Strategielosigkeit und mangelnder Koordination. Es handelt sich überwiegend um Kreditvergabeinstrumente an Entwicklungsländer, die aber in die Entscheidungsstrukturen der Fonds nicht eingebunden sind. Eine aktuelle Studie der Heinrich Böll Stiftung und WWF USA gibt einen guten Überblick.
Ein Knackpunkt in den Verhandlungen zwischen Industrieländern und G77 (Entwicklungs- und Schwellenländern) ist die Frage, ob Finanzen und Technologie allein durch den Markt transferiert werden oder ob es dazu gesonderte Transfers zwischen Regierungen geben muss, die Industrieländer also eine Verpflichtung für Klimaschutz und Anpassung international haben. Die aktuellen Ansätze und Fonds und deren mickrige finanzielle Ausstattung (so sie denn überhaupt aktiv sind) spiegeln ganz klar wieder, wie sich die reichen Länder einen globalen Deal vorstellen.
Aber die Antwort Indiens an die Weltbank ist ein weiteres unübersehbares Zeichen, dass die Entwicklungsländer da nicht mitspielen werden. Das können die Industrieländer nicht ignorieren und müssen den „Neulingen“ endlich auf einer Augenhöhe begegnen. Das ist keine Frage von Höflichkeit, sonder eine der Überlebensfähigkeit der Menschheit – aktuelle Finanzmarktkrise hin oder her.
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