Es ist an anderer Stelle schon ausführlich berichtet worden (hier in der Klimalounge, hier im Spiegel), daher hier nur ein kurzer Hinweis:
Die „Arctic Report Card„, eine Zusammenfassung jüngster Forschungsergebnisse durch die „National Oceanic and Atmospheric Administration“ der USA, berichtet von Rekordtemperaturen in der Arktis, die in diesem Herbst um fünf Grad über dem langjährigen Mittel lagen.
Die Ausdehnung und Dauer der Eisschmelze auf Grönland hat einen neuen Rekord erreicht. Grönlands Eisschild hat 100 Kubikkilometer an Eis verloren. Die Eisschmelze auf Grönland ist damit der bedeutendste Beitrag zum Meeresspiegelanstieg weltweit.
Und die Ausdehnung des Meereises hat in diesem Jahr beinahe das Minimum vom vergangenen Jahr erreicht.
Während jedoch aussergewöhnlich konstant aus einer Richtung wehender Wind im letzten Jahr das Meereis aus dem arktischen Becken herausgetrieben hat, ist in diesem Jahr dieser Effekt nicht ursächlich. Voraussichtlich ist das Volumen des arktischen Meereises auf einem Rekordminimum, d.h. die Fläche ist zwar geringfügig größer als im letzten Jahr, aber die Dicke hat deutlich abgenommen.
Besonders deutlich wird die Entwicklung bei der Beobachtung der langjährigen Entwicklung der Meereisbedeckung:
Die diesjährigen Ergebnisse liegen deutlich unter dem langjährigen Trend – der „Absturz“ vom vergangenen Jahr setzt sich fort.
Besorgnis erregend sind auch erste Ergebnisse einer internationalen Forschungsexpedition im Sibirischen Schelf, der International Siberian Shelf Study 2008. Einer der Expeditionsleiter, Orjan Gustafsson von der Universität Stockholm, berichtet in einer e-mail an den britischen Independent zum ersten Mal von Beobachtungen, dass Methan in großem Stil aus dem sibirischen Meeresboden ausgast. Bisher war nur im Wasser gelöstes Methan gemessen worden, aber nun hat man bereits Methanblasen in großer Menge aufsteigen sehen. Anscheinend werden die Methanhydrate, die im Schelfsediment unter Permafrost lagern, nun bereits stellenweise mobilisiert.
Ein Alptraumszenario, wie es in vielfach größerem Stil in Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ beschrieben wird, wird in ersten Anfängen vorstellbar. Methan ist ein sehr potentes Treibhausgas, seine Freisetzung in der Arktis einer der Elemente eines „positiven Feedbacks“, in dem sich der Treibhauseffekt selbst verstärkt. Mehr hierzu auf Spiegel Online.
Bisher agieren wir immer noch an den Rändern, inkrementell. Wir werden uns mental auf einen „arctic meltdown“ vorbereiten müssen, gegenüber dem der „financial meltdown“ der vergangenen Woche ein Kinderspiel ist. Dann wird mehr auf den Tisch kommen müssen als nur inkrementelles Handeln.
Um so absurder sind die Forderungen von Berlusconi & Co., aus Anlass der Finanzkrise das Klima- und Energiepaket der EU zu entschärfen. Wenn dieses Paket 2013 in Kraft tritt, wird die Finanzkrise längst überwunden sein. Die Klimakrise wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen, wenn Berlusconi bereits lange als traurige Episode der Geschichte angehört.
Weiterlesen: Absturz der Arktis? (7. Oktober 2007)