Ein kurzer Eindruck vom ersten Tag des Equity Summits aus Mamallapuram, Südindien: Mehr als 150 KlimaaktivistInnen und -aktivisten aus 48 Ländern sind in Mamallapuram eingetroffen, um hier gemeinsam in den nächsten 4 Tagen über Gerechtigkeit in der Klimapolitik und den UN-Verhandlungen zu diskutieren.
Der erste Tag konzentrierte sich vor allem auf die Suche nach Gerechtigkeitsprinzipien und den Zusammenhang von wissenschaftlicher Notwendigkeit und Gerechtigkeit. Eine der Kernfragen bzgl. eines Globalen Abkommens in Kopenhagen wurde von einem der Panelisten gestellt: Bisher geht es nur darum, dass wir die Entwicklungsländer an Bord bekommen für einen Deal, den wir fair gestalten wollen. Warum drehen wir das nicht einmal um: Wenn wir einen fairen Deal anbieten, kommen die Entwicklungsländer automatisch an Bord.
Aber was ist ein „fairer“ Deal? Welche Prinzipien gelten? Wie müssen die Prozesse gestaltet werden? Und wie gelingt all das in mitten einer andauernden Armutskrise und einer akuten Finanzkrise?
Der Reality Check ergibt sich da ganz schnell durch die aktuelle Zeitungslektüre: Bush, Sarkozy und Barroso haben verkündet, dass sie mit der Unterstützung von Ban Ki-moon kurz nach den amerikanischen Wahlen den ersten einer Reihe von Krisengipfeln abhalten wollen.
Hierzu ein paar O-Töne:
Sarkozy: “Once calm has been restored, we must avoid at all costs that those who have led us to where we are today should be allowed to do so once again.“
Ban: “We agree that there is no time to lose.“ “We must act together to ensure, above all, that the negative impact […] not undermine the major UN efforts to achieve the Millennium Development Goals, fight against the effects of climate change and address the food crisis.“
Zu schön, wenn das Statements und Aktionen zur Lösung der Klimakrise wären. Tatsächlich geht es den Herren aber um eine Nachfolge des Bretton Woods Systems und um die Rettung des Finanzmarktkapitalismus. Der erste dieser erweiterten G8-Gipfel soll unter Einbeziehung von UN, IWF und Weltbank Anfang Dezember in New York stattfinden.
Unser kleiner Gerechtigkeitsgipfel in Südindien ist auch eine Art Krisengipfel. Die Art von Realpolitik, Machtspielen und Prioritäten, wie sie angesichts der globalen Anstrengungen zur Lösung der Finanzmarktkrise sichtbar werden, sind genau im Kern der Auseinandersetzungen, denen sich auch die globale Zivilgesellschaft Nord und Süd stellen muss. Denn Klimapolitik muss trotz alledem und auch gerade deshalb im Kern Gerechtigkeitspolitik sein. Wenn uns uns hier in Mamallapuram nicht gelingen sollte, uns auf ein Set gemeinsamer Prinzipien zu einigen – wem dann?
Hier eine Liste einiger Prinzipien, die heute im Laufe der Debatte aufgetaucht und diskutiert worden sind:
distributive justice (focused on outcomes: Who bears the burdens or benefits?):
Equality: The equal claim of all people to a fair share in the earth’s common resources, and to equal consideration in decision-making.
Individual rights and responsibility: Individuals, not countries, are the most relevant unit of analysis.
Responsibility: If you are responsible for harming others (now or in the past), you have at least two moral obligations: stop harming and start helping. (Also: Polluter Pays)
Capability: Actors have a moral obligation to act and assist if they have the capacity to do so (whether or not they are causally implicated).
The Right to Development: All people have the right to development: to reach a decent standard of living and to realise their human rights. (Also: Give Carbon Space for the Poor.)
Need: The needs of those worst off or most vulnerable must be prioritised in policy-making. Policies need to be formed so as to give the best possible outcome to those who are worst off.
Just transition: To the extent possible, policies should ensure that a transition process is not damaging. Where there is a conflict between transition costs for some, and meeting needs of the worst off, the latter take priority.
procedural justice (focused on process: Who decides? Whose voice is heard in decision-making?)
Recognition: All people affected by a decision should be recognised as legitimate voices in the decision-making process.
Legitimacy: Decision-making processes should be managed by groups who are legitimate conveners of that decision-making.
Participation: all people who will be affected by a decision have the right to participate in a fair decision-making process.
(Die Erläuterungen stammen aus einem Arbeitspapier von Antonio Hill von Oxfam.)