Am 1. Dezember beginnt im polnischen Posen – nur 4 Zugstunden von Berlin entfernt – der UN-Klimagipfel. Wir werden regelmäßig von hier berichten und diesen Blog auch durch gelegentliche internationale Gastbeiträge sowie einen integrierten Video-Blog (Gastbloggerin: Marian Bichler) in den kommenden zwei Wochen ergänzen, um Ihnen und Euch hoffentlich einen möglichst guten und bunten Eindruck und Überblick über die laufenden Klimaverhandlungen zu bieten.
Hier eine kurze Zusammenstellung wichtiger anderer Informationsquellen:
Zur Einführung:
- Website des UN-Klimasekretariats
- Christoph Bals (Germanwatch): Weichenstellung für den Klimazug in Posen – Hintergrundpapier zum UN-Klimagipfel in Polen, 1. bis 12. Dezember 2008
- COP14 Briefing des Climate Action Network
- Dossier der Heinrich Böll Stiftung Warschau
- Epo.de
Für den regelmäßigen Überblick:
- Climate Action Network ECO – der täglicher Newsletter der Klima-NGOs live aus Posen
- Third World Network Updates
- Environmental News Bulletin des IISD – Verhandlungsberichterstattung für Fortgeschrittene
Erwartungen an Posen
Was der Klimagipfel in den kommenden zwei Wochen leisten muss, ist in aller erster Linie die Einigung auf einen klaren Verhandlungsfahrplan für 2009, der die folgenden Ziele erreichbar macht, auch wenn diese selbst in Posen nicht vereinbart werden:
(zitiert nach Christoph Bals, Germanwatch)
- Die Gruppe der Industrieländer muss ihre Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 verringern. Der ganz überwiegende Teil davon muss zuhause reduziert werden.
- Außerdem geht es um eine umfassende Strategie, um die besonders verletzlichen Staaten und Regionen bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Hier geht es zum einen um erhebliche Finanzmittel, zum anderen darum, sicherzustellen, dass diese im Sinne der besonders verletzlichen Regionen und Menschen benutzt werden. Die Anpassungsstrategie kann durch einen internationalen Klima- Versicherungsmechanismus sinnvoll ergänzt werden.
- Schon vor 2020 muss es einen „Peak“ der globalen Emissionen geben, wenn mit einiger Aussicht auf Erfolg ein in großem Maßstab gefährlicher Klimawandel vermieden werden soll.
- In den Schwellenländern muss es bis 2020 eine deutliche Abweichung der Emissionen gegenüber dem Business-as-usual-Szenario geben.
- Diese Ziele haben nur dann eine Chance auf Realisierung, wenn zugleich ein umfassendes Paket der Technologie- und Finanzkooperation beschlossen wird. Hier ist von jährlich zig, eventuell sogar mehr als 100 Milliarden Dollar die Rede.
- Zusätzlich geht es um einen Fahrplan, um die Entwaldung der Tropenwälder weitgehend zu stoppen. Dies muss zusätzlich zum notwendigen Klimaschutz in den Industrie- und Schwellenländern erfolgen, nicht statt dessen. Das heißt: er könnte in den Emissionshandel allenfalls dann einbezogen werden, wenn die Ziele der Industrieländer um etwa 15% (zusätzlich zu den 25- bis 40%-Zielen) erhöht werden.
Showdown in Brüssel und Posen
Besonders spannend wird es gegen Ende der zweiten Verhandlungswoche, wenn parallel zum High-Level Segment in Posen (also in Anwesenheit von MinisterInnen, Staats- und Regierungschefs) in Brüssel die Entscheidung über das Klima- und Energiepaket der EU fällt. Erst wenn in Brüssel „weißer Rauch“ aufsteigt, wird auch in Posen ein positiver Abschluss der Verhandlungsrunde überhaupt denkbar.
Diesbzgl. knickt unsere „Klimakanzlerin“ Merkel unter dem zunehmenden Druck der Automobil- und Industrielobby immer mehr ein. So titelt denn schon das europäische News-Portal EurActiv: „Abschwächung der EU-Klimaambitionen in Sicht„. Das sind keine guten Aussichten für die Welt.