400 Milliarden! 400 Milliarden wollen Unternehmen in die Wüste Nordafrikas investieren, um Europa mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Da müssen Politiker und Medien monatelang über Konjunkturpakete von geringeren Summen debattieren, und die Privatwirtschaft kann, wenn sie will, das mit einer bloßen Presseeklärung ankündigen.
Doch solche Investitionen braucht es. Eine solare Vollversorgung der Länder der EU binnen weniger Jahrzehnte wird nur erreichbar sein, wenn ein Teil der Energie aus den sonnenreichen Regionen beispielsweise des südlichen Mittelmeers importiert wird. Endlich gibt es eine Initiative, die große Summen Kapital für klimafreundliche Investitionen locker macht – und das, ohne die Steuerzahlerinnnen zu belasten.
Die Investitionen sollen nicht nur erneuerbaren Strom nach Europa bringen, sondern auch Armutsreduzierung und eine zukunftsfähige Entwicklung nach Nordafrika. Doch es reicht nicht, dies nur zu betonen.
Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Länder Nordafrikas kann nicht gelingen, wenn die Länder Nordafrikas bloß Exporteure von Solarstrom aus solarthermischen Großkraftwerken werden, die womöglich noch von europäischen Unternehmen betrieben werden.
Das Konsortium der Investoren hat die Chancen des Vorhabens für Klimaschutz und Energiesicherheit bereits gut dargestellt. Die entwicklungsperspektive aber kommt zu kurz. „Alleine die Baustelle eines 250 MW Parabollrinnenkraftwerks beschäftigt rund 1.000 Arbeiter und Ingenieure für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren.“ Und danach? Wenn das Vorhaben den Ländern eine nachhaltige Entwicklung bringen soll, dann müssen sie besser früher als später Produktion und Service bei jedem Glied der Wertschöpfungskette selbst in die Hand nehmen.
Dafür müsste die Initiative durch konkrete klima- und entwicklungsfreundliche Handels- und Investitionsregeln flankiertwerden, die das sicher stellen. Die Initiative wird dann nicht nur Stromimporte und -exporte regeln, sondern auch einen Transfer von Know-how über erneuerbare Technologien umfassen. Ferner wird sie festschreiben, dass beim Bau der Kraftwerke, ihrem Betrieb und ihrer Wartung, und auch bei der Vermarktung des Stroms die Wertschöpfung vor Ort optimiert wird. Im Anfangsstadium sollte sie auch Hilfe für die Ausbildung von Technikern und Facharbeitern, für Universitäten und Forschungseinrichtungen umfassen.
Das erst wäre ein „Green New Deal“, der nicht nur Jobs und saubere Energie für uns bringt, sondern auch Technologietransfer und Wohlstand in den Süden.