WWF+Allianz: "Deutschland ganz vorn im Klimaschutz" – oder?

Die Homepage des WWF überrascht mit einer vertrauten Grafik: Als wäre es das Bekanntheitsgrad-Ranking im SPIEGEL, sind die Köpfe von Staats- und Regierungschefs auf Säulen zu sehen, deren Höhe eine Prozentanzahl angibt. Worum geht es?

Die Grafik auf der WWF-Homepage
Die Grafik von der WWF-Homepage. Angela Merkel führt – Tendenz wirklich steigend?

Eine Ecofys-Studie im Auftrag der Allianz und des WWFs hat die G8-Staaten sowie die G5, die großen Schwellenländer des Globalen Südens (Brasilien, China, Indien, Mexico und Südafrika) auf ihr Klimaverhalten untersucht. Anhand von Indikatoren, wie „Rolle in den Verhandlungen“ oder „Entfernung zum Kyoto-Ziel“ aber auch „Energieeffizienz der Industrie“, gab es für die G8-Länder eine Einstufung in drei Kategorien, passend mit einer Ampelfarbe signalisiert. Die G5 haben lediglich eine allgemeine Einschätzung bekommen. Es ist positiv wie hier versucht wird, auf leichte Art verständlich zu machen, dass es Unterschiede in der Klimapolitik der großen Nationen der Welt gibt und wo diese liegen. Wer weiß schon, dass die USA und Kanada ihren Strom so unterschiedlich produzieren: die Menge CO2 pro kWh liegt in Kanada bei nur 240 g , in den USA bei satten 625 g. Die Emissionen pro Kopf sind in Italien am geringsten, und Deutschland liegt bei der Erneuerbare Energien Politik klar vorne. Das Ampel-System schafft schnelles Erkennen und die Indikatoren sind leicht verständlich bei geringer Detailtiefe.

Genau hier könnte aber auch eine Schwachstelle liegen. Wer mehr Hintergrundinfos zu einer Farbe (für ein Land zu einem Indikator) haben will, der muss sich die Mühe machen und den englischen Text, immerhin 50 Seiten, herunterladen. Andererseits ist somit vielleicht auch für jede und jeden etwas dabei. Einige mögen die simplen „Scorecards“ zum allgemeinen Facts ablesen, andere den Report und wiederum einige lieben die interaktive Flashpräsentation.

Zu hinterfragen wären aber noch zwei politische Dinge: Erstens wäre interessant zu wissen, warum die Auftraggeber, beide ganz klar im Globalen Norden verwurzelt, die Schwellenländer zwar in die Studie mit einbezogen haben, aber nicht in das Ampelsystem. Soll hier indirekt gesagt werden: „Ihr gehört zu den Ländern unter Beobachtung, aber wir gehen erstmal die Industrieländern an. Ihr steht aber unter Beobachtung.“ Politisch wäre das sinnvoll. Zweitens ist die Message vom Spitzenreiter Deutschland irreführend. Zwar bewertet der WWF, dass „Deutschland im Vergleich führend“ sei, doch werden damit Politikansätze in anderen Ländern unterbewertet. Wie ist Obama zu sehen unter Anbetracht von 8 Katastrophenjahren zuvor? Sind Deutschlands, aber auch Russlands Emissionsminderung wirklich mit einer grünen Ampel zu versehen in Anbetracht des nicht-freiwilligen Industriezusammenbruch nach 1989? Vieles bleibt oberflächlich. Aber für einen Einstieg lohnt sich der Block allemal.


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