Heiße Luft in L'Aquila

Der G8 Gipfel in L’Aquila hat gerade erst begonnen, aber es zeichnet sich schon ab, dass am Ende nicht viel herauskommen wird. Klima steht groß auf der Agenda, natürlich neben der Wirtschaftskrise und den Finanzmärkten. Viele Beobachter aus der Klimaszene hatten in den letzten Monaten gehofft, dass der G8-Gipfel den mühsamen Verhandlungen auf UN-Ebene einen kräftigen Schub verleihen könnten, damit in Kopenhagen im Dezember ein ambitioniertes Abkommen möglich wird. Ich denke mal, die sind jetzt alle enttäuscht.

Das einzige, was der Gipfel mit Blick auf Klima im Entwurf der Abschlusserklärung positiv verbuchen kann, ist die Anerkennung, dass 2-Grad als gefährliche Schwelle der globalen Erwärmung vermieden werden sollte. Weder die USA, noch Kanada, Australien oder Japan hatten im Gegensatz zu den EU-Ländern diese Zielmarke bisher anerkannt. An ihr können in Zukunft alle Regierungen in ihren Taten gemessen werden. Und dennoch ist das bloße Rhetorik.

Denn auf konkrete Reduktionsziele oder gar politische Maßnahmen, wie das 2 Grad-Ziel eingehalten werden könnte, hat sich die G8 nicht verständigt. Es wurde zwar vereinbart, dass die Industrieländer bis 2050 80% ihrer Emissionen vermeiden sollen; global sollen es 50% weniger sein. Doch erstens wurde offengelassen, ob 80% weniger als 1990 oder weniger als 2005 gemeint ist – ein sehr großer Unterschied, weil zwischen 1990 und 2005 die Emissionen in beinahe allen Industrieländern erheblich gestiegen sind. Und 80% weniger Emissionen als 2005 reichen nicht aus, um das Klima einigermaßen sicher unter der Schwelle von 2 Grad zu halten.

Noch problematischer ist, dass keine mittelfristigen Ziele vereinbart wurden; etwa bis 2020 oder 2030. Hier konnten sich die USA nicht mit der EU einigen, die für 2020 bereits eine Verringerung von 30% in Aussicht gestellt hat, sollten die anderen Industrieländer mitziehen. Ohne kurz- und mittelfristige Ziele aber entsteht kaum Handlungsdruck. Regierungen können es getrost ihren Nachfolgern überlassen, einschneidende Maßnahmen einzuführen.

Auch was Finanztransfer von den Industrie- an die Entwicklungsländer betrifft, etwa für die Anpassung an den Klimawandel oder für einen Transfer von Klimaschutztechnologien, gab es überhaupt keine wegweisenden Signale. Auch hier produziert die Abschlusserklärung der G8 nur heiße Luft. Dabei hätte wenigstens ein Signal, in welcher Höhe die Industrieländer bereit sind, Geld zu geben, bereits die UN-Verhandlungen erheblich beflügeln können. Es werden aber auch keine Visionen entwickelt, wie eine gemeinsame Kooperation bei der flächendeckenden und weltweiten Einführung von Effizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien aussehen könnte.

„Responsible Leadership for a Sustainable Future“ – in beiderlei Hinsicht wirkt die Überschirft der G8-Abschlusserklärung daher wie eine Farce. Weder wurde eine Führungsrolle demonstriert, noch kann der Eindruck entstehen, dass die G8 die nötigen Schritte einleiten wollen, um uns vor dem Klimachaos zu bewahren. An den Gipfel in L’Aquila wird man sich schon bald nicht mehr erinnern.


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