„An economic crisis is a period when you should step back and think: is this a moment to make some fundamental changes?“,
so Gerard Kleistelee, Vorstand von Philips, in einem Artikel der Financial Times. Als fundamentalen Wandel bezeichnet er, dass das Unternehmen seine Zulieferer zunehmend in der – global gesehen – näheren Umgebung sucht. Philips und andere Unternehmen beginnen ihre Zulieferketten umzustellen, weil die Energiepreise in naher Zukunft deutlich steigen werden und staatliche Regulierungsmaßnahmen gegen den Klimawandel die Produktionsbedingungen weltweit verändern könnten. Es lohnt sich dann nicht mehr, die Bauteile aus allen Winkeln der Erde herbeizuholen.
Billiganbieter aus der Nachbarschaft werden bevorzugt: Philips lässt in der Ukraine, der Flugzeughersteller Boeing in Mexiko produzieren.
Wegen der Wirtschafts- und Energiekrise wird der Carbon-Footprint, der durch den globalen Güterverkehr entsteht, reduziert. Das ist zunächst einmal positiv. Fundamentale Änderungen sind das aber nicht, denn die Verkürzung der supply chains erfolgt aus ganz normalen, mittelfristigen betriebswirtschaftlichen Überlegungen heraus. Sobald die Löhne in den benachbarten Billiglohnländern soweit gestiegen sind, dass es wieder wirtschaftlicher wird, Produkte aus weiter entfernten Ländern mit geringeren Löhnen herbeizuschaffen, dann wird dies auch wieder geschehen. Die Einsicht, dass der Klimawandel ein teures Vergnügen für alle wird, wenn sich nichts grundlegend ändert, spielt dabei keine Rolle. Mit sozialer Gerechtigkeit hat das auch nichts zu tun.
Ohne eine grundlegende Änderung unseres westlichen Lebensstils wird sich der Klimawandel nicht bremsen lassen. Anders als mit einer sozial gerechten Angebot an die Entwicklungsländer wird es in Kopenhagen kein Abkommen geben. Für eine gerechte Verteilung der Klimalasten werden wir Opfer bringen müssen, auch wenn wir es bisher noch nicht wahrhaben wollen, das jedenfalls sagte Großbritanniens Ex-Vize-Premier John Prescott gegenüber dem britischen Guardian:
„Rich countries are showing great reluctance to face up to the reality of what rationing carbon means for levels of growth and prosperity in their countries. It is going to be a fundamental change.“
Zur Erinnernung: die Industriestaaten haben ihren Wohlstand auf 150 Jahren Kohlenstoffverbrennung und der Ausbeutung der heutigen Entwicklungsländer aufgebaut. Sie tragen die Verantwortung für das, was mit dem Klima geschieht.
Jeder versteht, dass die armen Länder auch den ihnen zustehenden Teil vom Wohlstand haben möchten. Wenn sie dabei den gleichen Weg gehen wie die reiche Welt, dann reicht diese eine Erde schlicht und einfach nicht aus und nur Zyniker würden sagen: „Pech gehabt! Sucht euch einen anderen Planeten.“ Die Angebote, die die Industriestaaten bisher bei den Klimaverhandlungen vorgelegt haben und die Spielchen, die dort gespielt werden (siehe Blogbeitrag von Tilman Santarius), kommen einem solchen Zynismus nahe.
Der Klimawandel wird zwar zuerst die Armen treffen, aber einen Ausweg haben auch die Reichen nicht! Das einzige was helfen kann, ist, dass die industrialisierte Welt das zurückgibt, was sie sich in anderen Teilen der Welt genommen hat. Appelle gibt es viele. Geholfen haben sie bisher kaum. Dennoch möchte ich abschließend den oben zitierten Satz des Philips-Chefs etwas abwandeln:
„Climate crisis is a period when you should step back and think: this is a moment to make fundamental changes!“