Gleich zu Beginn der Klimaverhandlungen in Barcelona (2.11 bis 6.11.), dem letzten offiziellen Treffen vor der Klimakonferenz in Kopenhagen, haben die Afrikanischen Länder mit einem Akt der Provokation für Aufsehen gesorgt. Sie erklärten, alle weiteren Verhandlungen zu boykottieren, wenn nicht alle Industrieländer endlich konkrete Reduktionsangebote auf den Tisch legen würden.
Die Forderung spricht vielen aus dem Herzen! Diese Länder haben Recht und Moral auf ihrer Seite, wenn sie sagen, dass es längst überfällig ist, konkrete Reduktionsangebote vorzulegen. Und zwar keine laschen Reduktionsangebote, sondern solche, die einen gefährlichen Klimawandel wirklich vermeiden können. Der Akt zeigt auch die Wut über den schleppenden Prozess, der seit über einem Jahr ohne wesentliche Durchbrüche dahindümpelt.
Die Aktion zeigt aber auch die Hilflosigkeit, in der die Armen Länder hier gefangen sind. Was können sie mit dieser Forderung schon erreichen? Nachdem es heute, am zweiten Tag der Verhandlungen, praktisch nur noch Treffen gab, von denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, hat sich die Staatengemeinschaft auf folgenden Kompromiss geeinigt: in dem entscheidenden Verhandlungsstrang sollten sechs von zehn Treffen in dieser Woche sich nur noch der Frage der Reduktionsziele für Industrieländer widmen. Wann aber die geforderten Reduktionsziele endlich auf den Tisch kommen, steht weiterhin in den Sternen. Es wäre extrem wichtig für den Prozess, bleibt aber zugleich extrem unwahrscheinlich, dass dies noch während der Verhandlungen in Barcelona geschieht.
Dem eigentlichen Ziel der Provokation der Afrikanischen Länder sind wir also keinen Zentimeter näher gerückt. Aber es ist gut, bereits frühzeitig vor Kopenhagen auf die Pauke zu hauen. Dann kann dort im schlimmsten Fall keiner mehr sagen, ein Scheitern wäre nicht vorhersehbar gewesen… (siehe auch hier). Und vielleicht rüttelt es ja doch den einen oder anderen Staatschef in den fernen Hauptstädten auf, endlich konkret zu werden.