Brasilien verkündet nun doch Reduktionsziele

GASTBEITRAG VON THOMAS FATHEUER, Leiter des Büro Brasilien, hbs

BrasilienEntgegen seiner ursprünglichen Ankündigungen wird Brasilien nun doch in Kopenhagen nationale Reduktionsziele vorlegen: ”Nach einer Woche regierungsinternem Krieg” – wie die angesehene Folha de São Paulo schreibt – verkündete Präsident Lula am Freitag dem 13., dass Brasilien seine Emissionen bis 2020 um 36,1 bis 38,9% reduzieren will. Nicht ganz die 40%, die Umweltminister Minc wollte, aber angesichts der internationalen Flaute doch eine beachtliche Zahl.

Die Zahlen bezeichnen ein freiwilliges Ziel, das aber quantifizierbar und verifizierbar ist. Die Reduktionen beziehen sie auf ein BAU (Buisiness as Usual) Szenario. Bis 2020 würden die brasilianischen Emissionen auf 2,7 Milliarden Tonnen CO2 ansteigen, dies soll um mindestens 975 Millionen Tonnen reduziert werden (= 36,1%).

Bei näherem Hinsehen werden die Besonderheiten des brasilianschen Szenarios deutlich. Von den 975 Millionen eingesparten Emissionen werden 669 aus der Reduzierung von Entwaldung stammen. Weitere 133 Millionen sollen in der Landwirtschaft eingespart werden und 166 im Energiesektor. Aber auch im Energiesektor soll der gröβte Teil der Emissionsreduzierungen im Bereich Landwirtschaft geschehen. Brasilien will auf den Ausbau der Agrotreibstoffe setzen und auf “grüne Kohle”, das heiβt, auf den Einsatz von Holzkohle bei der Eisenerzverhüttung, die aus Baumplantagen stammen.

Die Reduktionsziele in der Landwirtschaft sollen durch Direktsaat und verstärkter Integration von Viehzucht und Landwirtschaft erreicht werden, zwei Tendezen, die bereits seit einigen Jahren in der Diskussion sind, um der Bodenerosion zu begegnen.

Dieser kurze Blick auf die Ankündigungen zeigt schon, dass sie in einem sehr besonderen brasilianischen Kontext erfolgen. Dennoch, als internationales Signal haben die groβen brasilianischen NGOs die Kehrtwende vom Freitag dem 13. begrüβt. Am Sonntag dem 15. kündigte Präsident Lula dann auch noch an, er werde persönlich nach Kopenhagen fahren. Die brasiliansche Regierung hat sich damit intern auf eine Position geeinigt, die in den internationalen Verhandlungen eher eine Chance, denn eine Gefahr für die nationalen Interessen Brasiliens sieht.

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