Es ist bemerkenswert, wie viele Verhandlungs-Texte gerade schon in Umlauf sind. Bei früheren Verhandlungen kam so eine Dynamik oft erst in den letzten Tagen auf. Dadurch hat sich seit gestern, Freitag, die Aufregung im Verhandlungs-Zentrum noch einmal deutlich erhöht. Und: einige der neuen Texte gehen immerhin schon in die richtige Richtung!
Zum einen liefen die informellen Verhandlungen weiter, die bereits die letzten Tage geprägt hatten – vor allem über den Vorstoß von Tuvalu. Tuvalu hat nun gestern, zusammen mit anderen AOSIS-Ländern, eine überarbeitete Version ihres Vorschlags für eine zwei-Protokolle-Lösung als Ergebnis der Verhandlungen vorgelegt. Damit haben die von steigenden Meesspiegel bedrohten Inselstaaten erneut den Druck auf die Verhandlungen erhöht.
Zugleich wurde von den Vorsitzenden der beiden großen Verhandlungsstränge – den Verhandlungen zur Ergänzung der Kyoto-Protokolls und den Verhandlungen über ein neues Abkommen auf Basis der Klimarahmenkonvention – je ein neuer Text vorgelegt. Diese Texte haben zunächst bei vielen eine gewissen Erleichterung ausgelöst. Denn trotz etlicher Defizite und potentieller Schlupflöcher sind sie jedenfalls erheblich besser als sowohl der dänische Vorschlag, der zu Beginn der Konferenz für Aussehen sorgte, als auch der Text der vier großen Schwellenländer (siehe blog hierzu); beide ließen zu wünschen übrig. Die neuen Texte stellen zumindest eine solide Verhandlungsgrundlage dar und enthalten wichtige Elemente, wie Kurz- und Langfristziele, eine ausdifferenzierte Finanzarchitektur, Institutionen für den Technologietransfer (Höhe der Ziele und Finanzen natürlich noch offen). Was diese Texte allerdings noch nicht vermögen, ist eine solide Architektur von zwei Protokollen am Ende sicher zu stellen: wie werden das ergänzte Kyoto-Protokoll und das ggf. neue Protokoll dann zusammenhängen?
Allerdings wird leider wohl auch immer noch über den unsäglichen dänischen Vorschlag verhandelt. Und die Schwellenländer haben ebenfalls angekündigt, bald eine neue Version ihres Texts vorzulegen. Man höre: dieses Mal immerhin in Zusammenarbeit mit der Gruppe der Afrikanischen Länder, wenn auch immer noch nicht zusammen mit allen Entwicklungsländern.
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