US-Kohle auf dem Rückzug?

Wenn das US-Klimagesetz auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird, sollte das eine gute Nachricht für die Kohlelobby sein. Denkste. Heute macht das Wall Street Journal mit dieser guten Meldung auf: Viele Energieversorger in den USA steigen von Kohle auf Erdgas um. Der Trend, der in den späten 90er Jahren begann, beschleunigt sich. Inzwischen würden alte Kohlekraftwerke geschlossen oder aber auf Erdgas umgerüstet werden. Als Grund wird neben den gesunkenen Gaspreisen die Politik angegeben. Die Energieversorger gehen davon aus, dass CO2 früher oder später reguliert und sein Ausstoß damit verteuert wird: entweder durch ein nationales Klimagesetz oder per Ordnungsrecht durch die Umweltagentur.

Das heißt natürlich nicht, dass es überhaupt keine Kohle-Neubaupläne mehr in den USA gäbe. Aber der WSJ-Bericht deckt sich mit den Beobachtungen der letzten Jahre. Diese Grafik, aus einem aktuellen Report (pdf) des grünen Investor-Netzwerks CERES, verdeutlicht den Trend. Energieversorger haben in den letzten zehn Jahren überwiegend in Erdgas und erneuerbare Energien (v.a. Windkraft) investiert:

Neuinvestitionen in US Kraftwerke

Grafik: CERES „Benchmarking Air Emissions“

Dass Kohle nicht zum Zug kommt, liegt auch am entschiedenen Einsatz diverser Umweltgruppen vor Ort. Allen voran der Sierra Club leistet hervorragende Arbeit mit seiner Kampagne Beyond Coal. Nach eigenen Angaben hat die Gruppe allein im letzten Jahr eine Neubauwelle von mehr als 30 Kohlekraftwerken in den USA abgewehrt. Die Kampagne ist so erfolgreich, dass sie demnächst ausgeweitet werden soll. Jetzt rücken alte Kohlemeiler, die dreckigsten Klimaschleudern, ins Visier der Klimaschützer.

Trotz der Frustration über den US Kongress: Das Scheitern eines nationalen Klimagesetzes ist kein Freibrief für die US-Kohlelobby. Im Gegenteil, der verschobene Einstieg in einen US-weiten Klimaschutz erhöht die Unsicherheit für Investitionen in neue Kohlekraftwerke, die 40 bis 60 Jahre laufen sollen.


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