World Energy Outlook 2010 – was ist neu?

„The age of cheap oil is over“ ist die Hauptbotschaft, die Fatih Birol, Chefökonom der IEA beim diesjährigen Launch des World Energy Outlooks (WEO) 2010 heute in Berlin mit auf den Weg gab. Doch das sagt die IEA schon seit zwei Jahren, als sie auf wunderbare Weise eine Fast-Kertwende gegenüber ihrer Schönredepolitik der Jahre zuvor vollzogen hatte. Was steht sonst noch drin im WEO 2010 und wie ist es zu deuten?

Der diesjährige Outlook nimmt sich drei Szenarien vor: Das Referenzszenario ist das übliche Business as Usual. Das zweite Szenario zielt auf 450 ppm und 2 Grad ab. Birol nennt es „radikal“. Das dritte – das die IEA für wahrscheinlich hält – ist das „New Policy Scenario“. Das unterstellt eine Welt, in der die unzureichenden Zusagen von Kopenhagen und den letzten G20 Gipfeln unzulänglich umgesetzt werden und wir uns auf die Verlässlichkeit der genannten Ziele nicht verlassen können. Klingt irgendwie realistisch, oder? Das Problem ist, dass wir da sogar bei IEA-Berechnungen bei 3.5 Grad globale Erwärmung landen.

Einige interessante Erkenntnisse hält der Bericht durchaus bereit:

  • Das Scheitern von Kopenhagen und unser Nichthandeln kosten uns jetzt 1 Billionen € mehr für den Zeitraum 2010-2030, um das 2 Grad Ziel zu erreichen, wenn man das mit den Berechnungen des WEO 2009 vergleicht.
  • Wir können uns auf dauerhaft hohe Ölpreise einstellen, weil das Fördermaximum bald oder schon überschritten ist und der zukünftige Ölbedarf vor allem im Transportsektor liegt, wo die Substitution schwierig sei.
  • In den kommenden Jahren wird der Weltmarkt mit billigem Erdgas überschwemmt, das zwar langfristig auch knapp wird, aber kurzfristig nicht nur die Kohle, sondern leider auch die Erneuerbaren ausbremsen wird.
  • Erneuerbare Energien sind im Mainstream angekommen, benötigen aber weiterhin finanzielle Förderung durch die Regierungen.

Auch wenn der WEO 2010 ein paar wichtige Botschaften aussendet (die zwar einige als radikal bezeichnen mögen, die aber immer noch äußerst bescheiden sind), setzt er z.B. vertrauensvoll auf die „erneuerbare Energie“ Kernkraft. Birol und Minister Brüderle sind sich da ganz einig, was die Ausrichtung des WEO 2010 und des Energiekonzepts der Bundesregierung angeht. „Das geht in die richtige Richtung“, meint auch der BDI. Nur schade, dass der WWF, der zur Paneldiskussion und damit zur Kritik aus NGO-Sicht geladen war, keine deutlicheren Worte gefunden hat.


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