Süd-Afrika, erneuerbar!

Klimakonferenzen werden von Ländern dazu genutzt, neue Projekte vorzustellen. Beindruckt bin ich, was man in Cancun derzeit aus Süd-Afrika hört. Die dortige Regierung plant massiv in die erneuerbaren Energien einzusteigen – trotz schwierigster Umstände.

Das Ziel der South African Renewables Initiative (SARI) ist, jährlich 1-3 Gigawatt an Wind, Concentrated Solar Power und Fotovoltaik zuzubauen. Bis 2020 soll so der Anteil der erneuerbaren Energien (von heute unter 1%) auf 15% gesteigert werden. Wie soll das erreicht werden? Zum einen durch ein nationales Einspeisegesetz analog zum deutschen EEG in Kombination mit nationalen und internationalen Finanzhilfen. Zum anderen durch eine Erhöhung der Stromtarife, die die Wettbewerbsfähigkeit von Erneuerbaren stärken.

Hinter der Initiative steht das südafrikanische Handelsministerium. Gegenspieler innerhalb der Regierung ist das Energieministerium, das für den weiteren Zubau von Kohle- und Atomkraftwerken kämpft. Wir erinnern uns: Süd-Afrika hat für den Bau eines gigantischen neuen Kohlekraftwerks von der Weltbank einen Kredit über 3,75 Mrd USD zugesagt bekommen (Blühende Kohlelandschaften).

Die geplante Strompreiserhöhung birgt enorme politische Sprengkraft. Strom, der in Süd-Afrika vor allem aus Kohle kommt, ist bislang hochsubventioniert. Um zumindest einen Teil des Netzausbaus und der neuen Stromerzeugungskapazitäten zu finanzieren, will der staatliche Energiekonzern Escom die Strompreise in den nächsten drei(!) Jahren von 320 Rand/MWh auf 650 Rand/MWh verdoppeln! Erst dieser Preis reflektiert die wahren Stromentstehungskosten. Und er wird Investitionen in erneuerbare Energien wettbewerbsfähiger machen.

Spannend an SARI, das von WWF Süd-Afrika mitentwickelt wurde, ist dessen Ansatz einer grundlegenden ökologischen Modernisierung, den man bislang nur von entwickelten Ländern kennt. Teile der südafrikanischen Regierung sind davon überzeugt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stärkt, die Energiesicherheit erhöht und vor allem neue Arbeitsplätze schafft. Dazu muss man wissen, dass energieintensive Industrien (z.B. Stahl, Chemie) in der südafrikanischen Wirtschaft enorm wichtig sind. Mit SARI liegt eine Blaupause vor, wie eine heimische erneuerbare-Energien-Industrie aufgebaut werden soll. Denn Windturbinen und PV-Module sollen nicht vom Weltmarkt importiert, sondern zu Hause produziert werden. Süd-Afrika will sich damit auch zum regionalen Anbieter im südlichen Afrika entwickeln. Das dafür benötigte Investitionsvolumen beziffert die Regeirung bis 2020 auf 21 Mrd. USD. Das deutsche Institut Ecologic untersucht im Auftrag der KfW die Strategie, die Ergebnisse sollten bald hier vorliegen.

Am Rande der Klimakonferenz suchen die südarikanischen Vertreter deshalb das Gespräch mit anderen Regierungen, um auszuloten, wie internationale Mittel unterstützend eingesetzt werden können. Auch mit dem Bundesumweltministerium ist man in Kontakt. Aus meiner Sicht wäre es eine gute Sache, wenn die Bundesregierung die Initiative des Handelsministeriums dreifach unterstützt: Erstens technisch, beim entwickeln eines optimalen Einspeisegesetzes für Süd-Afrika. Zweitens politisch, bei der Unterstützung, dass Mittel der internationalen Klimafinanzierung wesentlich zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern genutzt werden. Und drittens finanziell, bei direkter Unterstützung mit Mitteln aus der Internationalen Klimaschutzinitiative.

Update am 7.12.: Einen hervorragenden Überblick zu den energiepolitischen Perspektiven in Süd-Afrika bieten unsere dortigen hbs-Kollegen hier.


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