Der Klimawandel betrifft globale Ernten

Wir wissen, dass der Klimawandel real ist und bereits stattfindet. Doch was das konkret bedeutet, und wie unsere Welt heute aussähe, wenn sie sich bisher noch nicht erwärmt hätte, das ist schwer zu fassen. Die Klimawissenschaft rechnet uns vor, dass sich die globale Mitteltemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um 0,7 Grad erwärmt hat. Eine Studie hat nun untersucht, welche Einflüsse diese Erwärmung auf die Nahrungsmittelproduktion gehabt haben könnte. Das Ergebnis: der Klimawandel hat zu Ernteeinbußen von global drei bis fünf Prozent bei den Grundnahrungsmitteln Mais und Weizen geführt. Die größten Verluste erlitten Russland und China, stellt die Studie amerikanischer Forscher fest, die jüngst in der renommierten Zeitschrift „Science“ erschienen ist (hier zum Artikel der Studie, hier zum policy brief).

Die Studie vergleicht zunächst Daten zur Nahrungsmittelproduktion weltweit mit Wetterdaten der Jahre 1980 bis 2008. Mit Hilfe von Modellen simulierten die Forscher dann die Erträge im gleichen Zeitraum, wenn Temperaturen und Niederschläge gleich geblieben wären statt sich durch den Klimawandel zu verändern. Das Ergebnis: Die Einbußen entsprechen einem globalen Nettoverlust von 3,8 Prozent beim Mais und 5,5 Prozent beim Weizen gegenüber dem Ertrag, der ohne die Klimatrends der Jahre 1980 bis 2008 erzielt worden wäre. Demgegenüber erwiesen sich die Ernten der Grundnahrungsmittel Reis und Soja robuster. Zwar gab es Ernteeinbußen in einigen Ländern, diese wurden jedoch im globalen Maßstab durch Zuwächse in anderen Regionen ausgeglichen. So profitierten beim Reis vor allem die Regionen in höheren Breiten von einem milder werdenden Klima.

Am stärksten wirkten sich insgesamt die Veränderungen der Temperaturen während der untersuchten 28 Jahre aus, weniger die der Niederschläge. Das widerspricht damit dem „commons sense“, der vor allem durch Überschwemmungen und Dürren auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam wird, aber auch Studien, die in Zukunft Niederschlagsschwankungen als zentrale Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft vorhersagen. In den vergangen 30 Jahren, so zeigt jetzt die Studie von David Lobell und anderen, war der Niederschlag zwar ein wichtiger Antrieb der jährlichen Ertragsschwankungen, aber das Ausmaß der Temperaturerwärmung ist in den meisten Regionen größer gewesen als die Veränderungen der Niederschläge. Andere Studien prognostizieren allerdings, dass bei weitergehender Erwärmung auch die Ernteerträge von Reis in Summe global stärker betroffen sein werden, da in vielen Regionen nun das „thermische Optimum“ erreicht sei.



Quelle Foto: Oxfam International with Creative Commons Lizenz, http://www.flickr.com/photos/oxfam/


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