Was Deutschland energiepolitisch gerade anschiebt, ist bemerkenswert. In den USA sind Kohle und Atom die dominierenden Energieträger. Erneuerbare Energien gelten als vielversprechend. Aber in der öffentlichen Deabtte werden sie eher als Zukunftsmusik und Nischentechnologie denn als verlässlicher Ersatz zu den fossilen Energien gesehen.
Die Demokraten kontrollieren den Senat, die Republikaner das Abgeordnetenhaus. Im Kongress herrscht Stillstand. Ein energiepolitisches Geplänkel gibt es allenfalls zu den milliardenschweren Steuervergünstigungen der Energiemultis und der möglichen Ausweitung von Ölbohrungen. Abwarten, was dabei herumkommt. Allenfalls Trippelschritte. In jedem Fall gibt es keine grundsätzlichen Weichenstellungen für die Erneuerung der Energieversorgung, der status quo dominiert.
Anders ist die Lage in Deutschland. Schon in den letzten zehn Jahren wurden dort erneuerbare Energien in einem Tempo aufgebaut, das international für Aufsehen gesorgt hat und alte Gewissheiten in Frage stellt. Ein transatlantisches Beispiel? In den USA halten viele die Atomkraft für unverzichtbar. Selbst, wenn man wolle, könne man deren Beitrag zur Energieversorgung – rund 20% des Stroms kommt aus Atomkraftwerken – nicht entbehren. In Deutschland hingegen waren wir weitaus abhängiger als die USA von Atomstrom: 1999 lag sein Anteil bei rund 30%; vor Fukushima bei rund 27% und inzwischen dürfte er mit Abschaltung der sieben ältesten Meiler auf unter 20% abgerutscht sein. Im Gegenzug wurde die Leistung von erneuerbaren Energien von rund 5% (Jahr 2000) auf 18% (Jahr 2011) erhöht. Deutschland macht vor, wie der Umbau des Energiesystems in kurzer Zeit gelingt.
Der Gedanke, dass ein ein economic powerhouse wie Deutschland seine Energieversorgung nahaezu komplett auf erneuerbare Energien umbaut und nebenbei noch aus der Atomkraft aussteigt, verdient Beachtung. Und verlangt Erklärung. Hier ein Versuch von Wilson Rickerson und mir, den deutschen Weg zu 100% erneuerbare Energien der US-amerikanischen Öffentlichkeit zu erklären. Der Beitrag No Nukes, No Problem? Germany’s Race for a Renewable Future wurde auf Renewable Energy World (The World’s #1 Renewable Energy Network) und Climate Progress („The Web’s most influential climate-change blogger“) veröffentlicht. Update: Und, einen Tag später, auch noch auf The Grist. Wow!
Ob wir wollen oder nicht, Deutschland wird mit seinem neuen Energiekonzept eines beschleunigten Atomausstiegs zum Schaufenster der Welt. Ich find’s gut. Und bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie wir uns schlagen!
Foto von Yayapas unter Creative Commons CC BY-NC-SA.