Beim lesen der neuesten Ausgabe des Böll.Thema zu den Grenzen des Wachstums bin ich auf einen neuen Begriff gestoßen, der anscheinend ziemlich wichtig sein könnte. Das hat für mich erstmal was mit dem Zebra zu tun. Denn der Artikel von Gunter Pauli – anscheinend der Begründer der Blue Economy Bewegung – erklärte mir eine der großen Fragen meiner Kindheit. Warum ein Zebra Streifen hat. Die Luft wärmt sich über den schwarzen Flächen schneller auf und durch den Unterschied entstehen minimale Luftbewegungen auf dem Fell: eine Klimaanlage! Diese und andere Wunder der Natur sollten wir uns laur Pauli zum Vorbild nehmen, wenn wir über die Zukunft der Gesellschaft und der Wirtschaft nachdenken – back to nature also.Die ganz grundsätzliche Idee der Blue Economy ist dabei genauso simpel, wie die praktische Umsetzung kompliziert ist. Es geht um um das dritte Standbein einer nachhaltigen Lebensweise: Recycling (neben Effizienz und Suffizienz).
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Die Bewegung ist dabei sehr optimistisch was die Umsetzung angeht, und sprüht von einem „american entrpreneurship“ – also dem risikofreudigen UnternehmerInnentum. Das ist an sich auch nicht so falsch, doch wurde die Welt wirklich nur durch Garagen-ErfinderInnen à la Daniel Düsentrieb revolutioniert? Ich denke ja, staatliche (=gelenkte und große bzw. auf Breitendiffusion abzielende) Forschung ist ebenfalls wichtig.
Der Blue Economy Gedanke an sich ist also gut, aber die Umsetzung folgt anscheinend komplett der kapitalistischen Logik (siehe z.B. die Rubrik „Geschäftsszenario der Woche„). Das ist natürlich nicht per se schlecht oder gut, aber auf jeden Fall zu wenig. Wirklich durchsetzen werden sich die Idee erst, wenn sie die m.E. verschiedenen Phasen der Innvation durchlaufen ist: Erfindung, Diskursrelevanz, Diffusion (Verbreiterung/Ausdehnung) bis zur Hegemonieergreifung. Derzeit befindet mensch sich hier noch in der zweiten Phase. So hat 2009 der Club of Rome sich damit befasst (hier) und seit einigen Monaten auch unsere Stiftung. Es bleibt abzuwarten, wie sich das weiter entwickelt. Die aktuelle Wachstumskritik/-debatte in Deutschland könnte hier als Einstiegshilfe fungieren, doch dann dürfen die Befürworter einer Blue Economy diese nicht als Lösung auf die Wachstumsfrage verkaufen – das wäre nicht Innovation sondern verbrennen von eigentlich guten Ansätzen in den falschen Schlachten!