IEA: CO2-Emissionen stiegen 2010 so stark wie nie zuvor

Eine Woche vor Beginn der nächsten Runde der UN Klimaverhandlungen in Bonn hätte ich gerne Schöneres zu verkünden. Aber die Wahrheit muss auch ans Licht: Nicht nur sind wir weit von einem verbindlichen internationalen Klimabkommen entfernt und stehen kurz vor Ablauf der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls. Nein, nun gibt die Internationale Energieagentur IEA bekannt (wenn auch noch nicht offiziell), dass im Jahr 2010 der globale CO2-Ausstoß so stark angestiegen ist, wie nie zuvor (Spiegel Online, Guardian).

Fatih Birol, Chef-Ökonom der IEA, nennt das 2-Grad-Ziel eine „nette Utopie“. Lord Stern, Autor des berühmten Stern Reports, geht davon aus, dass wir damit bis Ende des Jahrhunderts mit einer 50 prozentigen Wahrscheinlichkeit bei einem globalen Temperaturanstieg von 4 °C landen. Und weitere Emissionsanstiege sind durch geplante Kohlekraftwerke vorprogrammiert.

So alarmierend die Nachrichten sind, fast noch alarmierender ist die Art und Weise, wie sie verpackt werden. Denn die Antwort der IEA lautet: Atomkraft. Ohne wird es nicht gehen. Fukushima sollte ein Zeichen für eine radikale Energiewende hin zu Erneuerbaren sein. Aber derzeit macht es – von Deutschland vielleicht einmal abgesehen – für viele Ländern nicht nur den Ausstieg aus den fossilen Energien auf der nationalen Ebene schwieriger, sondern behindert auch die internationalen Klimaverhandlungen. Solche Botschaften wie die der IEA sind da nicht nur wenig hilfreich, sonder kontraproduktiv.

Es ist klar, dass wir mit dieser Art von Business as Usual und einer Klimapolitik, die gänzlich auf Selbstverplichtung und Freiwilligkeit setzt, niemals gefährlichen Klimawandel stoppen können. Genau deshalb brauchen wir weiterhin die Verhandlungen im Rahmen der UNFCCC und können nur hoffen, dass es progressiven Kräften innerhalb der EU und verschiedenen Schwellen- und Entwicklungsländern gelingen wird, die positiven Ansätze des Kyoto-Protokolls über 2012 hinein zu bewahren und mit einer gemeinsamen Anstrengung Bremserstaaten wie die USA, Kanada und Japan abzuhängen.


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