Töne aus Bonn – Neue Zahlen der IEA

Die über 3.000 Delegierten aus 183 Staaten sowie Beobachter von Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien treffen sich derzeit wieder im Bonner Maritim Hotel im ehemaligen Regierungsbezirk nahe Bad Godesberg. Es seien hier „keine entscheidenden Durchbrüche zu erwarten,“ so die sonst eher optimistische Klima-NGO Germanwatch in einer Pressemitteilung. Und so begannen die Verhandlungen schon mit einer (weiteren) Horrormeldung: die Internationale Energieagentur (IEA) berichtete von einem neuen Rekordstand der jährlichen CO2-Emissionen. Nach dem kleinen Einbruch der Emissionen 2009 dank der Weltwirtschaftskrise liegen die 2010 emittierten 30,6 Gigatonnen CO2 nochmal 5% über dem bisherigen Rekordwert von 2008. Hinzu kommt die Feststellung, dass bereits 80% der für 2020 prognostizierten Emissionen aus dem Stromsektor „locked-in“, also fast unumgänglich sind, weil trotz angestrebter Energiewende viele fossile Kraftwerke heute im Bau oder in Planung sind. Deutschland hat hier eine massive Mitschuld! Denn es werden derzeit hierzulande 19 Kohlekraftwerke gebaut oder sind in Planung. Die Klima-Allianz, welche schon rund 15 Kraftwerksblöcke verhindert hat, rechnet sich wenig Chancen auf einen Stopp von mehreren dieser neuen Klimakillern aus. (aber z.B. hat man noch beim KKW in Dattel Hoffnung, dass die rot-grüne Landesregierung etwas unternimmt.)

Die konservative IEA hat in ihrem World Energy Outlook 2010 einen Reduktionspfad errechnet, der noch auf eine Welt unter 2°C Erwärmung führen könnte. dabei würde die Welt 2020 noch 32 Gt CO2 ausstoßen können. Das bedeutet mit den neuen Zahlen aber, dass in diesem ganzen Jahrzehnt der Anstieg geringer sein muss, als er im letzten Jahr gewesen was. Es muss also einen „Peak“ (maximale Emissionen) noch vor 2020 geben – doch leider haben wird darüber noch nicht einmal ausführlich in Bonn geredet. In einer Unterarbeitsgruppe wurde eine Priorisierung auf diese Frage von einigen Ländern, einschließlich Saudi-Arabien und Bolivien, abgelehnt.

Eine dritte Feststellung der IEA ist, dass die Industriestaaten für 40% der globalen Treibhausgase und für 25% des Anstieges verantwortlich sind. Also selbst die Länder, welche die Mittel zum Umsteuern haben, allen voran die USA, emittieren munter weiter – und die großen Schwellenländer folgen diesem Beispiel par exellence. Ist die Aussage, „China hat wird grün“ also falsch?. Denn nun hat die chinesische Regierung die Subventionen für die wichtige aber noch fragile inländische Windindustrie gestrichen. Gibt China also auf, wenn es um Klimaschutz geht? Nein, die USA hatten China vor der WTO verklagt und Recht bekommen. Doch den USA geht es nicht darum, ein „Greening“ Chinas zu verhindern, sie wollen US-amerikanische Windturbinen in China feilbieten können. Das die US-Firmen aber anscheinend so angewiesen auf den ausländischen Markt sind, dass sie sogar vor die WTO ziehen, ist schade, gibt es doch so viele Freiflächen in den USA, die sich über Windräder freuen würden. Think globally, but act locally!

 


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