Über die US-Atomlobby und ihren Einfluss auf‘s politische Geschäft haben wir hier schon häufiger gebloggt. In den USA dagegen findet man solche Artikel selten und wenn, dann finden diese wenig Beachtung. Kürzlich habe ich auf The Grist, einem der großen Klimablogs in den USA, dazu geschrieben. Jetzt schlägt die Atomlobby zurück.
Das Nuclear Energy Institute (NEI) ist die Lobby der Atomindustrie. Mit vielfältigen Aktivitäten sorgt der Verband dafür, dass sich die pro-Atomstimmung in den USA nicht so schnell wandelt (aus diesem Blog zitiert):
Das NEI ist der Lobbyverband der Atomindustrie in seiner gesamten Prozesskette: vom Uranbergbau über den Reaktorbau und die Brennstoffversorgung bis hin zur Atomstromprodutkion. Seine Lobbyisten halten einen guten Draht zur Regierung und den Abgeordneten im Kongress. Allein im letzten Wahlkampf wurden Politiker beider Parteien mit rund $4 Millionen unterstützt. Es schaltet hübsche Werbekampagnen zur Akzeptanzsteigerung, die Greenwashing betreiben, irreführend sind und die Grenzen des Erlaubten immer wieder überschreiten. Die PR-Arbeit geht dabei soweit, dass die Mitarbeiter des NEI Meinungskommentare für Atomingenieure im ganzen Land entwerfen, die diese dann unter ihren Namen bei regionalen Zeitungen einreichen.
Ich habe über die US-Atomlobby und ihren Einfluss in vier Teilen auf the Grist gebloggt, hier geht’s zum ersten Teil. Schon die Kommentare zu den einzelnen Beiträgen sind aufschlussreich. Die Atombefürworter fahren schweres Geschütz auf und werfen dem Herausgeber vor, eine verantwortungslose anti-Atomkampagne anzuzetteln. Die Anhänger der Atomkraft bestätigen sich ausführlich gegenseitig, um die Diskussion abzuwürgen. Ganz routiniert. Das sind Nuclear Trolls, von denen etliche auf diversen Klima- und Energieblogs ihr Unwesen treiben.
Das NEI hat jetzt zu meinem Blog eine gepfefferte Gegendarstellung veröffentlicht. Das freut mich. Viel Feind, viel Ehr. Mein Beitrag würde die Realität verzerren, heißt es im ersten Teil ihrer Serie. A ja, ok. Mal sehen, was noch kommt. Die giftige Argumentation ist meiner Meinung nach nicht mehr als ein Rückzugsgefecht. Es ist das Pfeifen im Walde einer Industrie, die ihre Felle davonschwimmen sieht.
Eine bemerkenswerte Zwischenanalyse nach Fukushima, die dies bestätigt, liefern jetzt James Acton und Mark Gibbs vom Carnegie Endowment in Washington DC. Sie stellen fest, dass die Pläne für AKW-Neubauten schon vor Fukushima auf finanziell wackligen Füßen standen und die Sicherheitsbestimmungen für den Betrieb der alten Meiler verschärft werden dürften. Gerade die Unwetter und Tornados, die die USA in den letzten Wochen und Monaten heimsuchten, zeigten die Verletzlichkeit und das hohe Risiko der Atomkraft:
Even before Fukushima, very few new nuclear reactors were due to be built in the United States. Without a price on carbon to make nuclear power competitive with fossil fuels, few utilities were able to raise the capital for building new reactors at sufficiently attractive rates-even in spite of the offer of loan guarantees from the federal government. The Fukushima accident will likely make raising capital even harder. Notably, on April 19, the utility company NRG announced that it was suspending plans to build two new units in South Texas, because it could not „justify to [its] shareholders any further financial participation in the development.“
U.S. regulators can be expected to reconsider plans by some reactor owners to extend the lifetimes of older units, and to pay greater attention to how severe accidents should be managed and mitigated. Within two months after Fukushima, tornadoes and heavy storms in the United States caused temporary power outages at six nuclear power plants-serving as a warning that severe nuclear accidents can happen anywhere.
Foto von Mehdi Drouillion unter CC BY-NC-SA 2.0, editiert von Milena Jurca.