Nebraska: Hochwasser bedroht Atomkraftwerke

Karte von Nebraska
Nebraska, the Cornhusker State

Im US-Bundesstaat Nebraska sind zwei Atomkraftwerke vom steigenden Hochwasser des Missouri bedroht. Jetzt ist die provisorische Gummischutzhülle gebrochen, die den Reaktor Fort Calhoun vor den Fluten schützen sollte. Der Betreiber kappte vorübergehend die Stromversorgung und schaltete auf Notstromversorgung durch Dieselgeneratoren um.

Die New York Times hat die Story:

[…] The second reactor, Fort Calhoun, 85 miles north, came under increased pressure for a brief period on Sunday. Before dawn, a piece of heavy equipment nicked an eight-foot-high, 2,000-foot-long temporary rubber berm, and it deflated. Water also began to approach electrical equipment, which prompted operators to cut themselves off from the grid and start up diesel generators. (It returned to grid power later Sunday.)

Der Reaktor Fort Calhoun ist bereits seit drei Monaten im “Kaltbetrieb”, d.h. das Kraftwerk produziert keinen Strom. Nach den ersten Hochwasser-Prognosen wurde der Reaktor nach einer Revision im April sicherheitshalber nicht wieder hochgefahren. Die Anlage sollte einem Hochwasser von 1.014 Fuß über dem Meeresspiegel standhalten, der aktuelle Pegel liegt bei 1.006 Fuß. Treffend titelt die taz dazu Ein AKW als Wasserburg.

Jetzt sickert durch, dass der Betreiber in diesem Frühjahr von der Atomaufsicht wiederholt für mangelnde Vorkehrungen gegen Hochwasser gerügt wurde. Die Nuclear Regulatory Commission bemängelt in diesem Schreiben vom 4. März 2011 [pdf]: The finding involved the failure to have adequate procedures to protect the intake structure and auxiliary building from a flood. Die Kritik ist nicht neu, schon vor zwei Jahren wurde auf die fehlenden Vorsorgepläne gegen Hochwasser hingewiesen, wie das Wall Street Journal berichtet.

Das zweite von den Fluten bedrohte Atomkraftwerk, Cooper Station, läuft noch immer, und das unter widrigsten Umständen. Auch dort sollen Sandsäcke und Gummi die Anlage vor den Fluten schützen. Der Betreiber hat extra Ladungen an Diesel herbeigeschafft, um im Falle des Zusammenbruchs der Stromversorgung auf Notbetrieb durch Generatoren umzuschalten. Die Lage ist kritisch. Sollte der Wasserpegel des Missouri um weitere 90 Zentimeter steigen, so die Süddeutsche Zeitung, müsste das AKW vom Netz genommen und auf Notstrombetrieb umgestellt werden.

Dieses Wochenende hat sich der Chef der Atomaufsicht, Gregory Jaczko, selbst ein Bild vor Ort verschafft. Der Artikel in der New York Times dazu liest sich wie der Bericht aus einem Katastrophengebiet. Jaczko muss sich durch die Fluten und über provisorische Dämme ins innere der Anlage kämpfen, um sich dort von Technikern erklären zu lassen, man hätte alles unter Kontrolle.

Hochwasser hat es schon immer gegeben, auch am Missouri. In diesem Jahr sind es vor allem außergewöhnlich schwere Regenfälle in Montana und North Dakota, die zusammen mit Schmelzwasser aus den Rocky Mountains den Notstand auslösen. Dabei kommen mehrere Effekte zusammen, die auf ein sich dramatisch änderndes Klima hindeuten (nach CNN): Erstens, zuletzt hat es nordwestlich des Missouris soviel in den letzten Wochen geregnet, wie sonst nur über ein ganzes Jahr verteilt. Zweitens, in den Bergen der Rocky Mountains liegen 140% der sonst üblichen die Schneemassen. Und drittens, die Schneeschmelze in den Bergen hat sich dieses Jahr enorm verzögert und kommt jetzt dafür umso heftiger.

Der Klimawandel bringt mehr Hochwasser, mehr zerstörerische Unwetter und auch mehr Dürren mit sich. Alle diese Faktoren erschweren den Betrieb von Atomkraftwerken und verdeutlichen, wie risikoreich diese Art der Stromerzeugung ist. Nein, allen Ukenrufen der Lobby zum Trotz ist Atomkraft keine Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel. Schon ohne ein sich änderndes Klima ist ihr Betrieb ein Spiel mit dem Feuer. Die Atomkraft wird zur Achillesferse im Kampf gegen den Klimawandel. Je eher wird auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz umsteigen, desto besser.

Foto adam79 unter CC BY-NC-ND 2.0.


Posted

in