Gut gepolstert ist die Kriegskasse der Braunkohlelobby, dank milliardenschwerer Mitnahmegewinne durch geschenkte Emissionsrechte. Da kann man sich schon einmal großformatige Anzeigen in der ZEIT, der Süddeutschen, dem Spiegel leisten (im Spiegel anscheinend nicht einmal als Anzeige gekennzeichnet. Zum Inhalt: Braunkohleforum.de).
Klimawandel hin oder her, wir wollen Kohle, so das Motto. Davon gibt es viel und deshalb muss sie verbrannt werden. Auch wenn Braunkohle nachweislich der klimaschädlichste Energieträger ist. Da kann sie noch so effizient verbrannt werden.
Bei Prof. Dr. Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich, scheint die räumliche Nähe zum rheinischen Braunkohlerevier zu Buche zu schlagen. Er läßt sich von der Braunkohle-Lobby zitieren, er „halte eine Erhöhung des Wirkungsgrads bei Kohlekraftwerken auf über 50 Prozent (…) für durchaus realistisch“. Schön, doch wird von ihm verschwiegen dass dies Zukunftsmusik ist und dass auch dann noch Braunkohle der klimaschädlichste Energieträger bleibt.
Die aktuell in Neurath befindlichen Braunkohlekraftwerke mit „optimierter Anlagentechnik“ (BoA) von RWE Power haben einen Wirkungsgrad von 43% (Quelle: RWE). Dies ist bei einem extrem kohlenstoffhaltigen Energieträger und fehlender Abwärmenutzung immer noch meilenweit entfernt von z.B. der Klimafreundlichkeit von Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas, von Biogas ganz zu schweigen (siehe nachstehende Grafik).
Ein weiteres trauriges Bild gibt auch Prof. Dr.-Ing. Dr. H. C. Mult. F.-W. Wellmer ab, seines Zeichens „Honorar-Professor an der TU Berlin und Rohstoffexperte“. In seinem Beitrag auf Braunkohle-Forum.de gibt er Gemeinplätze zum Thema Endlichkeit von Öl und Rohstoffen im Allgemeinen von sich: „wir müssen mit ihnen verantwortlich umgehen und sie dort, wo wir Zugang zu ihnen haben, möglichst effizient und schonend nutzen“. Wie wahr. Zum Thema Klima kein Sterbenswörtchen. So kann man auch durch Auslassung seinen intellektuellen Bankrott erklären.
Keine Stellungnahme von beiden Experten auch zum dramatischen Appell von NASA-Klimawissenschaftler James Hansen an Bundeskanzlerin Merkel und UK-Premier Brown: Wir brauchen ein Moratorium für neue Kohlekraftwerke jetzt in Industrieländern, und in Kürze auch in Entwicklungsländern.
Für den Braunkohleverband sind die Anzeigen gut angelegtes Geld. Selbst ein paar Millionen sind gut investiert, wenn man dafür Milliardengewinne einfahren kann. Wenn dank solcher Kampagnen die EU-Kommission wider alle ökonomische Vernunft weiter Emissionsrechte an Kohleverstromer verschenken würde. Welche den Gegenwert der Emissionsrechte trotzdem einpreisen und dann Mitnahmegewinne realisieren, wie nachdrücklich vom Bundeskartellamt moniert.
Gut gebrieft von der Kohlelobby und den Atomkonzernen scheint auch plusminus vom Bayrischen Rundfunk. „Zappenduster“ findet der Klimalügendetektor einen Beitrag, in dem eine „Vervielfachung der Strompreise“ ohne Kohlekraftwerke prophezeit wird. Dumm ist nur, dass es für diese Behauptung keine Spur von Beleg gibt. Dass im Gegenteil, die Windkraft im vergangenen Jahr die Strompreise sogar gesenkt hat (Studien von E.ON und dem Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv). Ein Ärgernis!
Nachtrag: Einen schönen Werbespot für Kohle habe ich auf Youtube gefunden. Vielleicht sollte die Braunkohlelobby sich hier eine Scheibe abschneiden?
Um mir Nachfragen zu ersparen: Nein, der Spot ist nicht echt. Schade eigentlich….