Angesichts der sich täglich zuspitzenden Katastrophe im Golf von Mexiko frage ich mich: Ist BP eigentlich böser als die anderen Ölkonzerne oder hatten sie einfach Pech?
Die Menge an Erdöl, die täglich aus dem Bohrloch der Deepwater Horizon strömt, erscheint gigantisch. Man muss aber auch wissen, dass eine noch größere Menge Öl jedes Jahr in das Niger Delta fließt, wo Shell und Exxon sich um die Produktion von etwa 40 % der amerikanischen Ölimporte kümmern. Aber das wiederum kümmert die amerikanische Öffentlichkeit natürlich weniger.
Wissen sollte man auch, dass die Regulierungen im Golf von Mexiko, denen die Ölindustrie unterliegt, im weltweiten Maßstab als lax gelten und im Zusammenhang mit dem aktuellen Unglück inzwischen auch von Korruption in größerem Maßstab zu hören ist:
„First hand testimony reveals drug-taking government inspectors from the Minerals Management Service routinely accepted gifts from operators, and allowed them to fill out their own safety reports in pencil to be inked over by officials later. It would make a Banana Republic blush, and means it is unlikely any rig in the Gulf of Mexico was working to higher standards than the Deepwater Horizon. In other words, this was an accident waiting to happen and it could have happened to anyone.“
Das Problem scheint also weniger BP zu sein bzw. BP ist nicht mehr ein Problem als die anderen Ölkonzerne es sind. Profitstreben und Risokobereitschaft gepaart mit rasant wachsender Nachfrage und ungenügender Regulierung ergeben dabei eine explosive Mischung.
Aber wieso bohrt denn BP so tief im Meeresboden, sollten wir jetzt laut und öffentlich fragen. Die ehrliche Antwort – die man leider aber viel zu selten bekommt, weil es ein Tabuthema ist – lautet, dass wir global im Ölsektor das Fördermaximum („Peak Oil“) bereits überschritten haben und nur noch durch die Ausbeutung von schwer zugänglichen Ölressourcen und dreckigen Teersanden überhaupt noch ansatzweise unseren wachsenden Ölbedarf decken können. Weitere Katastrophen sind also vorprogrammiert.
Als Bürgerinnen und Ölkonsumenten sollten wir empört sein und unserer Empörung auch Ausdruck verleihen. Da denken viele bestimmt gleich an Boykott. Ich auch. Aber nicht an einen Boykott von BP. Wir sollten stattdessen die gesamte Ölindustrie boykottieren. Einfach kein Öl mehr konsumieren. Das geht nicht? Nicht von heute auf morgen. Aber wir könnten zumindest damit anfangen.Und ein erster Schritt wäre es, sich klar zu machen, wieviel Öl wir täglich wo verbrauchen (und das nicht nur im Tank). Seinen eigenen fossilen Fußabdruck kann man beispielsweise hier berechnen.