Am vergangenen Samstag fand in Berlin Kreuzberg auf Inititative der Gruppe „Gegenstrom“ ein besonders interessantes Treffen statt. Die auch von uns schon besungene Klimabewegung, bestehend v.a. aus den Aktivist_innen des Klima!Bewegungsnetzwerkes, traf auf sog. „bürgerliche Gruppen“ wie Bürgerinitiativen (BIs) gegen CCS-Lagerung oder Braunkohletagebauten. Politisch dazwischen stehende Gruppen wie der BUND samt Jugend oder der Grünennachwuchs gesellten sich auch dazu. Gemeinsam wurde nach einer kurzen Auftaktdiskussion am Freitagabend den Samstag diskutiert und gebrainstormt, ob ein Camp überhaupt Sinn macht, welchen Einfluss es haben könnte (auf die Bewegung, das Klima und die Konzerne) und wer dabei welche Rolle spielen sollte.
Schon die Diskussion am Freitag machte deutlich, dass das hier eine besondere Veranstaltung ist. So saßen mit René Schuster (Grüne Liga) und Mike Kess (Träger des Berliner Umweltpreises, Anti-CCS BI) zwei Gesichter auf dem Podium, die sicher nicht die rote Fahne im Gepäck hatten. Radikalere Worte kamen vom Klimaaktivisten Martin aus München oder der Vertreterin von „Castor? Schottern!“ und dazwischen saß wortgewandt Kerstin Rudek (BI Lüchow-Danneberg). Somit wurden nicht nur die Spektren vermischt, sondern anscheinend auch die Themen. Kohle, CCS, Atom, Klima, Gerechtigkeit und Kapitalismus. Wie sollte das nur gut gehen? Es ging, zumindest am Freitagabend. Schnell wurde klar, dass die Gegner die selben sind: z.B. Vattenfall mit ihren Braunkohletagebauten, CCS-Pilotprojekten undAtomkraftwerken. Die Strategien gegen solche Konzerne sind noch sehr verschieden, und auch die Slogans (z.B. „Energiekämpfe“ oder „Energyatonomie“). Zudem haben Proteste wie gegen den Castor im Wendland gezeigt, dass Stadt-Hippies, bürgerliche AnwohnerInnen, Autonome und Ökos gemeinsam (zumindest in gegenseitiger Toleranz und Respekt) an einem Projekt arbeiten können. Nicht zuletzt der November 2011 hat gezeigt, zu welchen Allianzen und Kooperationen eine fehlgeleitete Politik wie die von Schwarz-Gelb führen kann.
Das Wochenende hat vielen Menschen gezeigt, wo Andockpunkte und Probleme liegen. Es wird schwer werden, mit den Menschen über Klimagerechtigkeit zu reden, welche ihr Dorf von den Braunkohlebaggern bedroht sehen. Andersherum werden Klimabewegungsmenschen sich schwer tun, mit einem Energiekonzern zu verhandeln. Autonome schätzen die direkte Konfrontation mit „dem Feind“ und wollen durch Taten die Produktion runter und die öffentliche Wahrnehmung hoch schrauben (was gefährlich sein kann). Einige Gruppen versuchen, politischen Druck auf zu bauen während andere ein „klimaneutrales Leben“ voller Frieden und Solidarität auf dem Land erleben wollen. Geht all das zusammen? Ich hoffe es! Am Ende kommt es bei solchen Dingen nämlich weniger darauf an, dass sich alle in jedem Konsens wiederfinden, sondern, dass jemand die Arbeit macht. Auf gehts!