Eine nationale Klimastrategie ist weiter nicht in Sicht. Dennoch könnten die USA das auf dem Kopenhagener Klimagipfel zugesagte Ziel erreichen, ihre Emissionen bis 2020 um 17 Prozent (gegenüber 2005) zu kürzen.
Neben der Wirtschaftskrise wird vor allem die Abschaltung alter Kohlekraftwerke zu einem deutlichen Rückgang von CO2-Emissionen sorgen. Denn wenn die Umweltagentur EPA die diversen Grenzwerte zur Luftreinhaltung und zum Gewässer- und Bodenschutz verschärft, wird sich die Nachrüstung der ältesten Kohlekraftwerke nicht mehr rechnen. Experten erwarten, dass alte Kohlemeiler mit einer installierten Leistung von bis zu 65.000 Megawatt stillgelegt werden. Gehen sie vom Netz, dürften sie wegen der niedrigen Brennstoffpreise durch neue Gaskraftwerke ersetzt werden.
Die Rechnung veranschaulicht David Hone, Klimaberater von Shell, in dieser Grafik. Wirtschaftskrise, stillgelegte Kohlekraftwerke, günstiges Erdgas und schärfere Verbrauchsstandards im Verkehr könnten die Emissionen der USA um gut 1 Milliarde Tonnen CO2 (von 6,1 auf 4,9 Millarden Tonnen) senken.
Grafik: David Hone, Shell
Allerdings verstecken sich in der Rechnung einige Ungewissheiten. Erholt sich die US-Wirtschaft schneller, dürften die Emissionen stärker steigen. Bislang zeigt die Umweltagentur keine Eile beim Verschärfen der diversen Grenzwerte. Und auch die Verbrauchsstandards im Verkehr sind zwar verbindlich angekündigt, müssen aber noch im Detail umgesetzt werden.
Zu guter Letzt: Die gute Nachricht sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA weiter den Empfehlungen der Klimawissenschaft meilenweit hinterherhinken. Das von den USA verfolgte Ziel, minus 17 Prozent bis 2020 gegenüber 2005, entspricht einer Senkung der Emissionen um 4 Prozent gegenüber 1990. Die Klimawissenschaft fordert von Industrieländern Einsparungen in der Spannbreite von minus 25 bis 40 Prozent.