Die Klima-Community befindet sich in einer (zumindest gefühlten) Sackgasse: Auf der einen Seite geht es vielen darum, vor dem entscheidenden Klimagipfel in Paris Ende des Jahres das „2°C-Ziel“ hochzuhalten, auf das sich die internationale Staatengemeinschaft 2010 in Cancun verpflichtet hat. Allerdings zeigen die bisher eingereichten Ankündigungen für Paris – die im Prinzip die jeweiligen nationalen Politiken spiegeln – , dass dieses Ziel kaum erreichbar sein wird. Und gleichzeitig wird immer klarer, dass 2°C mehr schon viel zu viel sind. Und schließlich deutet die Klimawissenschaft auch noch darauf hin, dass ein Temperaturanstieg allein zu wenig über die komplexen Klimawandelfolgen aussagt, weil er beispielsweise die Rolle der Meere ausblendet. Was tun?
Zunächst einmal muss man sagen: 2°C war nie als Ziel gedacht, sondern als absolute Grenze, unterhalb derer wir den globalen Temperaturanstieg aufhalten müssen. Die ärmsten Entwicklungsländer und kleinen Inselstaaten sowie viele NGOs haben immer schon eine Begrenzung auf maximal 1,5 °C gefordert.
Expert/innen des „Structured Expert Dialogue (SED)“ der UN Klimarahmenkonvention (UNFCCC) haben nun ihren technischen Bericht vorgelegt, nachdem sie in den letzten zwei Jahren geprüft haben, wie adäquat das 2°C-Ziel ist. Das Ergebnis (gut zusammengefasst von Climate Analytics): 2°C sind zu viel und verfehlen das Ziel der Klimarahmenkonvention, gefährlichen Klimawandel zu vermeiden.
Nun fordern aber leider viele von denjenigen, die 1,5°C hochhalten, „negative Emissionen“. Das Problem und die dabei vorausgesetzten Technologien habe ich hier bereits beschrieben. Sehr viele Handlungsoptionen, die massiv dazu beitragen würden, uns sicher innerhalb des 1,5°C-Ziels zu halten, werden dagegen marginalisiert bzw. als „politisch unrealistisch“ abgetan, z.B. der Abbau von Subventionen für die Produktion fossiler Energie und für Stickstoff-Dünger, der schrittweise aber komplette Ausstieg aus der Kohleverstromung in den Industrieländern, ein Verbot industrieller Massentierhaltung (die den Fleischverbrauch massiv senken würde), eine Regionalisierung von Handelsströmen. Da darf man dann schon mal fragen: wie „politisch realistisch“ sind denn bitte schön die Aussichten einer 4°C wärmeren Welt?