Es ist vollbracht! Die letzten Monate und vor allem nochmal die letzten Wochen haben wir uns hier in der Heinrich-Böll-Stiftung mit der Produktion vom ersten Kohleatlas befasst. Wir – das meint vor allem meine Kollegin Steffi Groll (Projektleitung) und ihr Team, Tina Löffelsend vom BUND und ich sowie unsere lieben Kolleg/innen aus der Abteilung Kommunikation (Elke Paul, Bernd Rheinberg, Annette Maennel) und die Atlasmanufaktur (Dietmar Bartz und Ellen Stockmar). Heute nun haben wir das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentiert und sind mächtig stolz – aber auch gespannt.
Denn mit dem Fleischatlas und dem Bodenatlas hat unsere Kollegin Christine Chemnitz die Erwartungen natürlich hoch aufgehängt. Kann das Thema Kohle genauso aufregen und interessieren wie etwas, das wir essen? Gemeinsam ist den beiden – Fleisch und Kohle – jedenfalls eins: Sie sind zusammen die größten Klimakiller. Aber sie verheizen nicht nur das Klima, sondern bedrohen Lebensgrundlagen und Gesundheit von vielen Millionen Menschen weltweit. Die ganz unterschiedlichen Aspekte rund um die Kohle haben wir versucht, im Atlas einzufangen und mit Daten und Fakten aufzubereiten.
Das Wichtigste in so einem Atlas sind aber natürlich die Grafiken. Hier mein persönlicher Favorit:
Diese Graphik enthält Daten, die Richard Heede vom Climate Accountability Institute exklusiv für unseren Kohleatlas zusammengestellt hat. Es handelt sich um Daten aus seiner bahnbrechenden klimawissenschaftlichen Recherche für das Climate Justice Programme zu den sog. „Carbon Majors„, den größten fossilen Produzenten. Zu diesen Unternehmen, den „Carbon Majors“, zählen u.a. Chevron, ExxonMobil, Saudi Aramco, BP, Gazprom und Shell, aber auch RWE und die RAG Steinkohle. In dieser Grpahik sind nur die Unternehmen (private und staatseigene Konzerne, aber auch Staatswirtschaften) aufgelistet, die Kohle produzieren. Da sind auch Öl- und Gasfirmen dabei – aber nur deren (ehemalige) Kohlegeschäfte.
Wir haben den Zeitraum ab 1988 gewählt (Richard Heede’s Daten gehen bis 1750 zurück), weil da der IPCC gegründet wurde und bei der Klimakonferenz in Toronto die ersten Emissionsreduktionsziele gefordert wurden – spätestens seit dann können die Konzerne die Schädlichkeit ihrer Produkte nicht mehr leugnen. Diese Unternehmen haben von der Förderung und dem Verkauf der Kohle, die den Klimawandel anheizt, massive Profite erwirtschaftet. Für den Schaden, der dadurch entstanden ist und weiter entsteht, sind sie bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden – weder finanziell noch strafrechtlich.
Das sollte sich aber ändern: Gemeinsam mit dem Climate Justice Programme fordern wir die Einführung einer Abgabe auf die Extraktion fossiler Rohstoffe. Das dadurch gewonnene Geld sollte die Opfer des Klimawandels entschädigen. Stephen Leonard vom Climate Justice Programme hat das jüngst in einem Blogbeitrag für Naomi Klein (die den Vorschlag ausdrücklich unterstützt) beschrieben.
Die Zahlen sind jedenfalls beeindruckend – oder eher erschreckend: Die 35 größten Produzenten von Kohle – dazu gehören Peabody Coal, RWE sowie staatseigene Konzerne in China, Russland und Indien – sind allein für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen seit 1988 verantwortlich. Für RWE beispielsweise bedeutet das eine globale Klimaverantwortung von 0,44 % bzw. 3,3 Milliarden Tonnen CO2 (Äquivalent) seit 1988.
Mit welche perfiden Methoden die Kohleindustrie ihre Interessen verfolgt, beschreibt am Beispiel des amerikanischen Kohlekonzerns Peabody aktuell der Guardian mit zwei Beispielen: Wie Peabody sich der Ebolakrise bedient, um für Kohle zu werben, und wie Peabody Kohle als Ausweg aus der Energiearmut vermarktet.
Gewidmet ist der Kohleatlas unserer lieben Freundin und Kollegin Dorothee Landgrebe. Wir tragen ihre Idee in die Welt.