Eigentlich sollte ich mich freuen, wenn die Financial Times einen Artikel zum Thema Klimapolitik veröffentlicht, oder? Vor allem, da es sich in Zeiten von Eurokrise und Schuldenfalle geradezu um eine Rarität handelt. Aber der Artikel „Climate change: who cares anymore?“ von Simon Kuper hinterlässt doch einen sehr bitteren Beigeschmack. Kuper zitiert das „Eiserne Gesetz“ des Wissenschaftlers Roger Pielke: “When policies focused on economic growth confront policies focused on emissions reductions, it is economic growth that will win out every time.”
Und natürlich hat er Recht: Eigentlich ist es für das Klima egal, wer als nächstes Präsident der USA werden wird. Die USA wird unter keinem neuen Präsidenten in den nächsten 10 Jahren einem international rechtlichen Abkommen zustimmen. Die reichen Industrieländer tun allesamt nicht genug und hinter dem politischen Unwillen steckt auch die Sicherheit, dass man sich mit genügend Geld jederzeit die notwendige Anpassung an Klimafolgen leisten kann. Das ist bitter, wahr und wichtig.
Bauchschmerzen macht mir allerdings, wie er die Prognosen der Klimawissenschaft als unsicher einordnet und damit quasi die Trägheit der Politik rechtfertigt: „Almost everyone has given up. The question then becomes: what will happen? Nobody is sure. Almost all climate scientists think the outcome will be bad, perhaps catastrophic. They foresee more storms, droughts, floods and crop failures around the world, as Obama said in 2009 when he was still talking about these things. However, climate is far too complex a system to permit exact predictions. Nobody knows whether global temperatures will rise two degrees centigrade this century, nor whether that is the tipping point for catastrophe.“
Leider wissen wir aber durchaus, was da auf uns zukommt. Aber wir machen einfach die Augen zu und warten ab. Der Artikel der FT klingt für mich irgendwie so, als wäre das ganze ein amüsantes Experiment, das wir uns mal aus der Ferne anschauen können. Der Autor gibt ja sogar zu: „Our mental health in the west is built on not worrying too much about what happens to Bangladeshis or Nigerians“. Aber finden wir das richtig? Und welche Aufgabe hat hier kritischer Journalismus?
Wen kümmert’s noch?
Tags: