Im Schneckentempo am Ziel vorbei: EU berät über Reduktionen bis 2030

Vor wenigen Jahren schien 2020 noch sehr weit entfernt. Doch jetzt, anno 2012, steht es schon fast vor der Tür. Und da wird auf einmal, ganz plötzlich, sehr deutlich, dass das mit den 2 Grad sehr knapp werden wird. Dass wir da richtig ranklotzen müssen, um das noch zu schaffen. Da ist es doch viel einfacher, über langfristige Pläne zu reden: 2030, 2050. Das ist noch bequem weit entfernt. Liegt außerhalb der nächsten Wahlperiode für Regierungschefs und Unternehmensvorstände.

Wir wissen, dass die EU mit ihrem Reduktionsziel von 20 Prozent bis 2020 nicht nur nicht ihren fairen Anteil an der globalen Last erbringt, sondern auch unterhalb dessen bleibt, was mit den jetzigen Maßnahmen bereits erreicht werden kann. Zusätzliche ökonomische Gewinne durch mehr Ambitionen ganz außen vor gelassen.

Und trotzdem erleben wir in Brüssel gerade eine Verschiebung der Debatte von 2020 auf 2030. Eigentlich gibt es viele gute Gründe, derzeit alle Energie darauf zu konzentrieren, das derzeitige Ziel für 2020 auf 30 Prozent anzuheben. Da gibt es viele Blockierer. Polen zählt dazu, Konservative Abgeordnete, aber auch die Kanzlerin. Das deutsche Umweltministerium sieht da zum Glück klarer.

Jetzt will die EU unter dänischer Ratspräsidentschaft klären, wie sie ihre Roadmap für 2050 mit konkreten Zielen untermauern kann. Und da geht es plötzlich nur noch um 2030. Ganz im Interesse der europäischen Industrie und übrigens auch des deutschen BDI.

Doch halt, Moment. War da nicht was? 2015? Globaler Peak der Emissionen? Erinnern Sie sich? Egal. Können wir ja eh nicht mehr schaffen. Haben wir doch in Durban beschlossen, oder? Der globale Deal kann bis 2020 warten. Und die EU wartet dann bis 2030. Und wenn wir 2020 ganz neue Menschen in Regierungen und Konzernspitzen haben, können wir uns endlich in Ruhe auf das wirkliche Ziel konzentrieren: 2050. Oder warum nicht gleich 2100? Die Kohle geht noch lange nicht zur Neige.

ACHTUNG: Die IEA sagt in ihrem World Energy Outlook 2011, dass wir uns mit der jetzigen Politik bereits bis 2017 in einen ‚Carbon-Lock-In begeben‘, eine Einbahnstraße ohne Wendemöglichkeit:

Werden bis 2017 keine bedeutenden neuen Maßnahmen ergriffen, wird die bis dahin geschaffene energieerzeugende oder ‑verbrauchende Infrastruktur bereits die Gesamtmenge der im 450-Szenario bis 2035 zulässigen CO2‑ Emissionen verusachen, so dass kein Spielraum für zusätzliche Kraftwerke, Fabriken oder sonstige Infrastruktur mehr bestünde, sofern diese nicht vollkommen CO2‑frei wären, was wiederum äußerst kostspielig wäre.

Wie war das nochmal mit der Investitionssicherheit?


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