In 2012 haben Waldbrände, Dürren und Überflutungen von Rekordausmaß die USA heimgesucht. Die Anzahl, die Intensität und damit auch Milliardenschäden dieser Katastrophen nimmt durch den Klimawandel zu. Doch obwohl Romney und Obama klar unterschiedliche Positionen haben, ignorieren sie und die Presse das Thema weitegehend. Warum?
Für mich war das zweite TV-Duell zwischen Barack Obama und Mitt Romney ein schwerverdaulicher Leckerbissen. Ein Leckerbissen deshalb, weil die beiden Kandidaten intensiv über die Energiepolitik stritten. Schwerverdaulich deshalb, weil sich beide ein Wettrennen lieferten, wer mehr Öl-Pipelines bauen und mehr Gas fördern würde. Der Begriff Klimawandel fiel in der Debatte überhaupt nicht. Das ist überraschend, weil Romney und Obama und ihre Parteien sehr unterschiedliche Positionen zum Thema haben. (Mal ganz abgesehen davon, dass der Klimawandel die vielleicht größte Herausforderung der Menschheit dieser Generation ist und schon deshalb auf die Tagesordnung gehört!)
Was haben die Kandidaten gesagt? In der Debatte kritisierte Romney Obama dafür, dass dieser einen Krieg gegen die Kohle führe und auch sonst gegen fossile Energie sei. Auf Nachfrage brüstete sich Romney damit, dass er mehr für die Öl- und Gasindustrie tue als ex-Präsident (und Liebling der Ölindustrie) George W. Bush.
Obama drehte den Spieß um und hielt dagegen, dass Romney einseitig auf fossile Energien setze. Dabei brachte er Deutschland als Vorbild (bzw. als Konkurrenten) in die Diskussion:
Now, Governor Romney will say he’s got an all-of-the-above plan, but basically his plan is to let the oil companies write the energy policies. So he’s got the oil and gas part, but he doesn’t have the clean energy part. And if we are only thinking about tomorrow or the next day and not thinking about 10 years from now, we’re not going to control our own economic future. Because China, Germany, they’re making these investments. And I’m not going to cede those jobs of the future to those countries. I expect those new energy sources to be built right here in the United States. [Link zum Gesamttext]
Doch Obama unterstrich auch, wie sehr er den Ausbau aller Energieträger unterstütze, also auch Kohle, Gas und Öl. Um Romneys Image als flip-flopper (Wendehals) zu unterstreichen, zitierte er genüsslich den früheren Gouverneur Romney, wie dieser das Abschalten eines dreckigen Kohlekraftwerks („That plant kills people!“) forderte.
Warum buddeln sich die beiden Kontrahenten so in den fossilen Energien ein und ignorieren den Klimawandel, obwohl eine Mehrheit der Bevölkerung Taten sehen will? Warum lässt die ansonsten hervorragende CNN-Moderatorin die Kandidaten die Energiepolitik breit diskutieren ohne das Gespräch auf den Klimawandel zu lenken? Und wieso kann ein Präsidentschaftskandidat im Jahr 2012 auf seinem Nominierungsparteitag über den Klimawandel witzeln, ohne dass er mit einem Aufschrei der Empörung rechnen müsste?
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Zusammengefasst: Warum wird der Klimawandel in diesem Wahlkampf als politisches Thema totgeschwiegen?
Der Klimawandel wird deshalb totgeschwiegen, weil er in den Swing States nicht auf der Agenda steht. Denn die Wahl wird nicht in New York und Kalifornien, sondern in Staaten wie Colorado und Ohio entschieden. Gerade Ohio hat aufgrund der Sonderlichkeiten des Wahlrechts eine hohe Chance, zum Zünglein an der Waage zu werden. Und Ohio bezieht 78% seines Stroms aus Kohle – auch deshalb versucht sich Obama als der bessere Kohle-Politiker zu profilieren.
Das Thema der morgigen letzten Debatte zwischen Romney und Obama ist die Außenpolitik. Hat die irgendwas mit Klimawandel zu tun? Aber sicher. Das hat Außenministerin Hilary Clinton gerade diese Woche in einer bemerkenswerten Rede an der Georgetown University unterstrichen.
Also: Beendet das Schweigen zum Klimawandel. Stop the climate silence! Auf Facebook und auf Twitter zum Mitmachen!
Foto oben von www.climatesilence.org