„Climate Divide”: Klimablogs in den USA und im englischsprachigen Netz

Ein Gastbeitrag von David Pachali

Während die Landschaft der deutschsprachigen Klimablogs recht überschaubar ist, findet man sie beim Blick in die USA und das englischsprachige Netz nicht nur in Hülle und Fülle, sondern auch in allen denkbaren Formen und Farben. Die Blog-Suchmaschine Technorati listet eine Anzahl von 2015 Blogs für das Schlagwort „Klima” auf, etwas mehr als 1400 für „Klimawandel”. Nicht hinter jedem Treffer steckt tatsächlich ein Klimablog im engeren Sinn, aber man bekommt einen Eindruck von der Größenordnung.

Im englischsprachigen Netz zeigt sich auch, dass „Blog” heute eigentlich nur noch ein technisches Gerüst bezeichnet, hinter dem sich alle möglichen Formate verbergen können: Von der persönlichen Publikationsplattform für Klimawissenschaftler/innen, für den sprichwörtlichen Pyjamablogger, für professionell gemachte Magazine, für Lobby- und Advocacy-Websites bis hin zu Kolumnen auf Nachrichtensites kann alles ein Blog sein.

Klare Linien

Was in Deutschland in Ansätzen sichtbar ist, zeigt sich in den USA noch deutlicher: Die Polarisierung der Blogosphäre, wie sie ähnlich auch zwischen den Anhängern von Republikanern und Demokraten zu beobachten ist. Auf der einen Seite climate denialists oder climate skeptics, auf der anderen Seite all jene, die vom anthropogenen Klimawandel ausgehen und von der Gegenseite als climate warners oder alarmists bezeichnet werden. Was der Internetaktivist Eli Pariser als Filterblase bezeichnete, lässt sich hier gut studieren.

Amelia Sharman vom Grantham-Klimaforschungsinstitut der London School of Economics hat die englischsprachige Skeptiker-Sphäre einer sozialen Netzwerkanalyse unterzogen und unter 171 Blogs drei zentrale Knoten ausgemacht: Climate Audit von Steve Mcintyre, Joanne Nova und Watts up with that von Anthony Watts. Trotz des „climate divide” bleiben aber beide Sphären negativ aufeinander bezogen – ein Skeptikerblog wie „Watts up with that” wird immer wieder auch auf der Gegenseite erwähnt, ein prominentes Wissenschaftsblog wie Realclimate im Gegenzug regelmäßig von den Skeptikern.

Der ausufernden Skeptiker-Blogosphäre widmet sich gleich eine ganze Reihe an speziellen Watchblogs. Am bekanntesten dürfte wohl das DeSmogBlog sein, das besonders PR-Kampagnen aus der Wirtschaft in den Blick nimmt. DeSmogBlog-Gründer Jim Hoggan ist als Betreiber einer PR-Agentur in Kanada gut informiert. Ebenfalls recht bekannt ist Climate Denial Crock of the Week. Peter Sinclair, im Beruf Karikaturist, schreibt und veröffentlicht hier Videos zum Thema. Auch die vom Autor John Cook gegründete und finanzierte, mittlerweile in 31 Sprachen verfügbare Plattform Skeptical Science („Getting skeptical about global warming skepticism”) wird nicht müde, Klimamythen zu begegnen.

Was sich zu lesen lohnt

Neben den vielgelesenen (auch hier bereits in der Sidebar verlinkten) Blogs wie Andrew Revkins „Dot Earth” bei der New York Times, der Wissenschaftler/innen-Plattform RealClimate oder Climate Progess, das zum liberalen Thinktank Center for American Progress gehört, ließe sich ein ganzer Katalog an weiteren Blogs anführen. Ob diese ähnlich wie in Deutschland überwiegend von Männern geführt werden, lässt sich erst bei einer genaueren Untersuchung sagen. Der Eindruck drängt sich – abseits der Mehrautor/innen-Plattformen – jedenfalls auf. Hier eine Auwahl zu verschiedenen Schwerpunkten:

  • InsideClimate News ist eine Plattform, die von sieben über die USA verstreuten Journalist/innen betrieben wird. Sie kooperiert mit anderen Medien und Blogs und wird von Stiftungen unterstützt. Für eine Reportagereihe gewann sie dieses Jahr einen Pulitzer-Preis.
  • It’s getting hot here wird von der Umweltschutzorganisation Earth Island Institute herausgegeben, Campaigner/innen verschiedener Organisationen schreiben über Klimaaktivismus rund um die Keystone-Pipeline, Fracking und weitere aktuelle Auseinandersetzungen.
  • Der Informatiker Michael Tobis hat die Plattform „Planet 3.0 – Beyond Sustainability” gegründet, bei der eine ganze Reihe von Autor/innen veröffentlichen. Beeinflusst von den Ideen Bruce Sterlings, steht Technologie im Vordergrund. Tobis beschreibt seinen Ansatz in einem Manifest.
  • Der Umweltjournalist Keith Floor hat das Blog „Collide-a-space” beim Discover Magazine unter das Motto „Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft” gestellt und schreibt mit Meinung etwa über die journalistische Behandlung des Klimawandels. Er grenzt sich von „Klimaextremisten” in allen Lagern ab und ist gerade dort lesenswert, wo man ihm vielleicht widersprechen will.
  • ClimateCentral ist eine Art Allround-Plattform und bietet nicht nur ein Blog, sondern auch News, Reports und Aufsätze von Forscher/innen. Unterstützt wird es von Stiftungen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.
  • Der Musiker und Softwareentwickler Coby Beck ist auf „A Few Things Ill Considered” regelmäßig zu lesen. Er bezeichnet sich selbst als Klima-Laie, hat aber bereits ein halbes Epos namens „Wie man mit Klimaskeptikern spricht” verfasst.

Auch diese Liste lässt sich ergänzen. Gleich hier unten in den Kommentaren.

 


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