Das Umweltbundesamt (UBA) hat ein sehr umfangreiches und sehr interessanets Gutachten zu Fracking mit dem Titel „Umweltauswirkungen von Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten“ vorgelegt (Kurzfassung hier). Da die Mainstreammedien darüber auch ausführlich berichtet haben (siehe z.B. Spiegel online), möchte ich hier nur kurz zwei Aspekte herausgreifen, die aus meiner Sicht besonders interessant und wichtig sind:
In den Handlungsempfehlungen steht die Einrichtung eines Frackingchemikalienkatasters, das von einer Bundesbehörde zentral verwaltet wird und das jedem Bürger und jeder Bürgerin über das Internet frei zur Verfügung steht. Das wäre in der Tat eine sehr wichtige Maßnahme, da es derzeit bei Frackingvorhaben für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar ist, welche Chemikalien wo in welcher Menge eingesetzt werden. Und da einer der größten Gefahren genau von diesen Chemikalien ausgeht, wäre Transparenz hier der erste Schritt zu mehr Rechtstaatlichkeit – und letztlich auch Regulierung. Zu Frackingverfahren ganz ohne Chemie, die laut Industrie schon kurz vor dem Durchbruch stehen (siehe z.B. Gastbeitrag von BDI Präsident Ulrich Grillo in der Rheinischen Post), sagt das UBA-Gutachten:
Die Ausführungen zeigen, dass derzeit verschiedene Verfahren entwickelt bzw. getestet werden, es jedoch noch intensiver Forschungsanstrengungen bedarf, bis ein Fracking ohne den Zusatz chemischer Additive möglich ist. Im Rahmen des Gutachtens können die aktuellen Entwicklungen nur wiedergegeben werden. Den Gutachtern war eine Bewertung der Vorhaben hinsichtlich ihrer praktikablen Anwendung nicht möglich. Fracking ohne chemische Additive würde das mit diesen Stoffen verbundene Gefährdungspotenzial vermeiden.
Es steht aber auch drin:
Das Gefährdungspotenzial durch die Schaffung von Wegsamkeiten und Austragspfaden für Formationswässer sowie die Förderung des dann ausschließlich aus Formationswässern bestehenden Flowback blieben davon unbeeinflusst. Die allein vom Formationswasser ausgehende Gefährdung entlang möglicher Wirkungspfade ist standortspezifisch und primär von dessen chemischer Zusammensetzung und Mineralisation abhängig. Somit ergibt sich eine Standortabhängigkeit, und es muss im Einzelfall das Formationswasser untersucht und bewertet werden.
Das bedeutet: Auch wenn keine Chemikalien eingesetzt werden, besteht eine Gefahr. Denn das sog. Formationswasser (das ist das in den Gesteinsporen enthaltene Wasser, das mit wachsender Tiefe größere Mengen Gas bindet) enthält auch natürlichweise Chemikalien, die wir ggf. nicht in unserem Trinkwasser und unseren Ackerböden haben wollen.
Als zweiten interessanten Punkt möchte ich die Frage der Treibhausgasemissionen beim Fracking hervorheben. Das UBA fordert hier neben der üblichen Treibhausgasbilanz auch eine Untersuchung indirekter Verdrängungseffekte und Investitionsmittelkonkurrenz. Dazu passt das Zitat von UBA-Chefin Maria Krautzberger:
„Es wäre besser, unser Land konzentrierte sich stärker auf nachweislich umweltverträgliche Energieformen wie die erneuerbaren Energien. Außerdem sollten wir unsere Gebäude, in denen Fracking-Gas ja zum Heizen zum Einsatz kommen könnte, langfristig energieeffizienter machen und dadurch den Gasverbrauch senken. So brauchen wir gar kein Fracking-Gas.“
Außerdem fordert das UBA ein Monitoring und Messen von Methan-Hintergrundemissionen. Das ist deshalb so wichtig, weil die in der Vergangenheit von der Industrie und auch beispielsweise der amerikanischen Regierung verschwiegen wurden, letztlich aber die Treibhausgasbilanz von Schiefergas auf ein Niveau anheben können, das der Kohle ziemlich nahe kommt oder sogar darüber hinaus (siehe z.B. Ressourcenschwindel Schiefergas, S. 30-32).