Während E.ON sich von seiner dreckigen fossilen Sparte trennt und eine „Bad Bank“ für Öl, Gas und Kohle schafft, nimmt sich die englische Zentralbank vor, das finanzielle Risiko fossiler Investitionen zu prüfen: Am 30. Oktober schrieb der Governor der Bank of England dem Umweltprüfungsauschuss des britischen Parlaments einen Brief. Dort hielt er fest, dass seine Bank weitergehende Untersuchungen anstellen will, um das Risiko von „stranded assets“ und „unburnable carbon“ zu klären. Bis Juli 2015 soll dem britischen Umweltministerium (Defra) ein Bericht vorgelegt werden.
Expert/innen (wie die Carbon Tracker Initiative) bewerten das als wichtigen Schritt. Denn zum ersten Mal benennt eine Finanzmarktaufsichtsbehörde klar das Risiko, trotz Klimawandel und begrenztem globalen CO2 Budget immer weiter Geld in die Exploration und Produktion fossiler Brennstoffe zu stecken.
Michael Bauchmüller von SZ beschreibt die politische Lage anlässliches der Klimakonferenz in Lima sehr treffend:
Wenn an diesem Montag in Peru Minister und Beamte zum zwanzigsten Mal zur undefined zusammentreffen, dann sprechen sie in Wahrheit über das Ende der Ölindustrie. Sie reden über die Schließung von Kohleminen und den massiven Umbau entwickelter Ökonomien. Nichts anderes versteckt sich hinter der abstrakten Vokabel Klimaschutz: Wer die Erderwärmung begrenzen und den dramatischen Folgen entgehen will, muss auf Erdöl, Kohle und Gas verzichten. […] Energiekonzerne in aller Welt, nicht wenige davon Staatskonzerne, haben Milliarden in fossile Energie gesteckt. An ihren Erträgen hängen ganze Sozialsysteme und Herrscherhäuser, etwa in Lateinamerika oder Nahost. Aktien dieser Konzerne sind Teil der Altersvorsorge für Millionen Anleger. Doch bislang bemisst sich der Wert dieser Unternehmen an fossilen Rohstoff-Reserven, die sie niemals werden heben dürfen, soll das Klima nicht endgültig kippen. Wehrt sich die Welt aber gegen die Erderwärmung, dann haben sich die Konzerne und ihre Anleger massiv verzockt – mit womöglich verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft.
Heute hat übrigens die Divestment-Kampagne 350.org den Startschuss für die Mobilisierung für den Global Divestment Day am 13. Februar 2015 gegeben. Ihr Gründer, Bill McKibben, hat diese Woche neben Edward Snowden den Alternativen Nobelpreis verliehen bekommen und schrieb in einem bewegenden Brief an seine Anhänger/innen: „Winning too slowly is the same as losing, so we have a crucial series of fights ahead: divestment, fracking, Keystone, and many others that we don’t yet know about.“