http://350.org/de/climate-crimes/:
„Wir stehen an einem Scheideweg. Wir wollen nicht in einer Welt (über)leben müssen, die für uns kaum mehr lebenswert ist. Von den südpazifischen Inseln bis zu Küste Louisianas, von den Malediven bis zur Sahelzone, von Grönland bis zu den Alpen – die Folgen des Klimawandels wirken sich schon jetzt drastisch auf den Alltag von Millionen Menschen aus. Die Versauerung der Meere, das Versinken der Inseln im Südpazifik, Zwangsumsiedlungen auf dem indischen Subkontinent und in Afrika, häufige Stürme und Hurrikane – die gegenwärtige Umweltzerstörung betrifft alle Lebewesen und Ökosysteme und bedroht die Rechte zukünftiger Generationen. Dabei sind wir nicht alle in gleichem Maße vom Klimawandel betroffen: Indigene und bäuerliche Gemeinschaften, sowie arme Gemeinschaften ganz im Süden und Norden des Planeten haben am meisten mit diesen und anderen Folgen des geschädigten Klimas zu kämpfen.
Machen wir uns nichts vor: Regierungsvertreter aus aller Welt konferieren seit mehr als 20 Jahren. Dennoch sind die Treibhausgasemissionen nicht zurückgegangen und der Klimawandel schreitet weiter voran. Es bewegt sich rein gar nichts, auch wenn die Warnungen der Wissenschaft immer deutlicher werden.
Das ist keine Überraschung. Die jahrzehntelange Liberalisierung von Handel und Finanzwelt hat die Staaten ihrer Möglichkeiten beraubt, der Klimakrise etwas entgegenzusetzen. Einflussreiche Kräfte – Kohle-, Öl- und Gaskonzerne, Agrarindustrie, Banken, dogmatische Wirtschaftsexperten, Skeptiker, Leugner und Regierungen, die ihnen hörig sind – stellen sich dagegen oder befürworten falsche „Lösungen“. Zwei Drittel aller weltweit erfassten Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto von gerade mal neunzig Unternehmen. Echte Antworten auf den Klimawandel bedrohen deren Macht und Reichtum. Sie bedrohen die Ideologie der freien Marktwirtschaft und auch die Strukturen und Subventionen, die sie stützen und absichern.
Wir wissen, dass die Weltkonzerne und Regierungen auf ihren Profit aus der Förderung von Kohle, Gas und Öl nicht verzichten werden – ebensowenig wie auf die Gewinne aus der globalen industriellen Landwirtschaft, die von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Doch wenn wir weiterhin handeln, denken, lieben, arbeiten, kreativ sein, produzieren und kämpfen wollen, müssen wir sie dazu zwingen. Wenn es uns als Gemeinschaften, Individuen und Bürger*innen weiterhin gut gehen soll, dann müssen wir uns alle für einen Wandel stark machen. Das sind wir unserer Humanität und der Erde schuldig.
Wir sind zuversichtlich, dass wir die Klimakrise stoppen können. Schon in der Vergangenheit haben beherzte Frauen und Männer Widerstand geleistet und Verbrechen wie Sklaverei, Totalitarismus, Kolonialismus und Apartheid besiegt. Sie haben sich entschlossen, für Gerechtigkeit und Solidarität zu kämpfen, denn sie wussten, dass niemand sonst es für sie tun würde. Der Klimawandel ist eine ähnliche Herausforderung und auch wir müssen uns erheben.
Wir arbeiten daran, dass die Dinge sich ändern. Wir können den Weg in eine lebenswertere Zukunft bahnen, und unsere Aktionen bewirken viel mehr, als wir glauben. Weltweit kämpfen unsere Gemeinschaften gegen die wahren Verursacher der Klimakrise. Sie schützen gefährdete Gebiete, versuchen, Emissionen zu reduzieren, stärken ihre Widerstandskraft und schaffen Nahrungsautonomie durch kleinbäuerliche ökologische Landwirtschaft.
Am Vorabend der Weltklimakonferenz in Paris werden wir mit all unserer Entschlossenheit deutlich machen, dass die fossilen Brennstoffe unter der Erde bleiben müssen. Es gibt keinen anderen Weg in die Zukunft.
Konkret bedeutet dies, dass die Politik die Kohle-, Öl- und Gasindustrie nicht länger subventionieren darf und die Förderung fossiler Brennstoffe einstellen muss, sodass 80 % aller fossilen Brennstoffvorkommen unangetastet bleiben.
Wir wissen, dass dies einer großen historischen Wende bedarf. Und wir werden nicht warten, bis sie von der Politik endlich eingeleitet wird. Es war nicht die Idee von Regierungen, Sklaverei und Apartheid abzuschaffen. Die Mobilisierung der Massen ließ den verantwortlichen Politikern keine andere Wahl.
Die Situation heute ist prekär. Aber wir haben eine einzigartige Chance, die Demokratie wiederzubeleben, die politische Macht der Konzerne zu brechen und unsere Produktionsweisen und unser Konsumverhalten radikal zu verändern. Die Abkehr von den fossilen Brennstoffen ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer fairen und nachhaltigen Gesellschaft, wie wir sie brauchen.
Und wir werden diese Chance nicht verschenken, weder in Paris noch anderswo, weder heute noch morgen.“
Dieser Aufruf wird unterstützt von:
Adolfo Pérez Esquivel (Friedensnobelpreis 1980), Agnès Sinaï (Institut Momentum), Alberto Acosta (Wirtschaftswissenschaftler), Alberto Zoratti (Fairwatch Italy), Alex Randall (Climate Outreach), Amy Dahan (Wissenschaftshistorikerin), Anabela Lemos (Justica Ambiental, Mosambik), Asad Rehman (Friends of the Earth, UK), Ben Lefetey (Umweltaktivist, Frankreich), Bernard Guri (Centre for Indigenous Knowledge & Organisational Development), Bernard Salamand (Vorsitzender der CRID), Beverly Keene (Koordinator des Diálogo 2000 – Jubileo Sur, Argentinien), Bill McKibben (Gründungsmitglied von 350.org), Boaventura de Sousa Santos (Soziologe), Brid Brennan (Gründungsmitglied des European Solidarity Centre for the Philippines & Transnational Institute), Brunei Latour (Soziologe, Anthropologe und Wissenschaftsphilosoph), Casey (Hiphop-Künstler, Frankreich), Catherine Larrère (Philosophin), Christophe Bonneuil (Historiker), Cindy Wiesner (Graswurzel-Koordinatorin, Global Justice Alliance, USA), Claire Fehrenbach (Direktorin von Oxfam Frankreich), Claire Nouvian (Bloom), Claude Lorius (Glaziologe), Clive Hamilton (Philosoph), David Graeber (Anthropologe), Denez L’Hostis (Vorsitzender von France Nature Environnement), Desmond Tutu (Erzbischof, emeritiert), Dominique Bourg (Philosoph), Dominica Méda (Soziologin), Edgardo Lander (Soziologe), Eduardo Viveiros de Castro (Anthropologe), Emem J. Okon (Kebetkache Women Development & Resource Centre, Nigeria), Emmanuel Poilane (Fondation France Libertés), Emilie Hache (Philosophin), Eric Guilyardi (Klimatologe), Erri de Luca (Schriftsteller), Esperanza Martinez (ehemalige Gesundheitsministerin, Paraguay), Esther Vivas (Wissenschaftlerin und Aktivistin für globale Gerechtigkeit), Faikham Harnnarong (Koordinatorin der Thai Climate Justice Working Group, Thailand), Fiona Dove (Direktorin des Transnational Institute), François Gemenne (Politologe), Frank Murazumi (Friends of the Earth, Uganda), Frédéric Ferrer (Regisseur), Gaël Giraud (Wirtschaftswissenschaftler), Geneviève Azam (Wirtschaftswissenschaftlerin), George Monbiot (Journalist), Gerry Arrances (Anti-Kohle-Aktivist), Gilles Boeuf (Direktor des französischen Museums für Naturgeschichte), Gilles Clément (Landschaftsarchitekt), Gilles-Éric Séralini (Wissenschaftler), Godwin Ojo (Friends of the Earth, Nigeria), Gus Massiah (Cedetim), Guy Aurenche (Vorsitzender der CCFD), Isabelle Frémeaux (The Laboratory of Insurrectionary Imagination), Isabelle Stengers (Philosophin), Jacques Testart (Biologe), Jagoda Munic (Friends of the Earth, Kroatien), Jean-Baptiste Fressoz (Historiker), Jean-Pierre Dupuy (Philosoph), Jean Gadrey (Wirtschaftswissenschaftler), Jean Merckaert (Revue Projet), Jeanne Planche (Attac Frankreich), John Holloway (Soziologie und Philosoph), Joan Martinez Alier (Wirtschaftswissenschaftlerin), John Jordan (The Laboratory of Insurrectionary Imagination), Jon Palais (Bizi !), Josie Riffaud (Confédération paysanne), Juan Tortosa (Coordination Climat et Justice Social, Schweiz), Julien Rivoire (FSU), Jutta Kill (Umweltaktivistin), Kaddour Hadadi (Musiker und Sänger, HK et les Saltimbanks), Kevin Smith (Liberate Tate), Kumi Naidoo (Greenpeace International), Larry Lohmann (The Corner House), Lech Kowalski (Filmregisseur), Leonardo Boff (Theologe), Lidy Nacpil (Jubilee South), Mamadou Goïta (Institut de recherche et de promotion des alternatives au développement, Mali), Louise Hazan (350.org), Lyda Fernanda (Wirtschaftswissenschaftlerin, Kolumbien, Transnational Institute), Marc Dufumier (Agronom), Marc Luyckx Ghisi (Schriftsteller), Marc Robert (Chemiker), Marie-Monique Robin (Journalistin), Martin Vilela (Bolivianische Plattform gegen den Klimawandel), Matthieu Orphelin (Sprecher der Fondation Nicolas Hulot pour la nature et l’Homme), Matthieu Ricard (Buddhistischer Mönch), Maude Barlow (Food & Water Watch), Maxime Combes (Wirtschaftswissenschaftlerin, Attac), Naomi Klein (Schriftstellerin), Michael Hardt (Philosoph), Michael Löwy (Soziologe), Mike Davis (Historiker und Soziologe), Nicolas Haeringer (350.org), Nicolas Hulot (Vorsitzender der Fondation Nicolas Hulot pour la nature et l’Homme), Nick Dearden (Global Justice Now), Nnimmo Bassey (Oil Watch International), Noam Chomsky (Philosoph), Nick Hildyard (The Corner House), Noble Wadzah (Oil Watch Afrique), Olivier Bétourné (Verleger), Olivier de Schutter (Jurist), Pablo Servigne (Agronom und Pessimist), Pablo Solon (früherer Botschafter Boliviens), Pascoe Sabido (Corporate Europe Observatory), Pat Mooney (ETC Group), Patrick Chamoiseau (Schriftsteller), Patrick Viveret (Philosoph), Paul Lannoye (ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlaments), Philippe Bihouix (Ingenieur), Philippe Desbrosses (Intelligence Verte), Philippe Descola (Anthropologe), Pierre Perbos (Vorsitzender von CAN Frankreich), Pierre Rabhi (Agronom), Pierre-Henri Gouyon (Ökologe) Priscilla Achakpa (Water Supply and Sanitation Collaborative Council, Nigeria), Razmig Keucheyan (Soziologe), Rebecca Foon (Musikerin), Richard Girard (Polaris Institute), Roger Cox (Jurist), Saskia Sassen (Soziologin), Serge Latouche (Wirtschaftswissenschaftler), Soumya Dutta (National Alliance of anti-nuclear movements, Indien), Stefan C. Aykut (Politologe), Susan George (Politologin), Swoon (Straßenkünstlerin), Thomas Coutrot (Wirtschaftswissenschaftler, Sprecher von Attac Frankreich), Tom Kucharz (Ecologistas en Accion, Spanien), Tony Clarke (International Forum on Globalization), Txetx Etcheverry (Alternatiba), Valérie Cabannes (End Ecocide), Valérie Masson-Delmotte (Klimatologin), Vandana Shiva (Physikerin und Ökologin, Vincent Devictor (Ökologe) Vivienne Westwood (Stylistin), Yeb Saño (früherer philippinischer Delegierter bei der UN-Klimakonferenz in Doha, Yvonne Yanez (Oil Watch).
Dieser Aufruf stammt aus dem Buch „Crime Climatique Stop!“, das von 350.org und Attac Frankreich herausgegeben und im Verlag Le Seuil veröffentlicht wurde. Ihr könnt es auf der Website von Attac Frankreich bestellen (in französischer Sprache). Attac France’s website.