Vor bald zwei Jahren, im Januar 2014, haben sie sich in Davos getroffen und überlegt, wie sie der zunehmend negativen öffentlichen Wahrnehmung etwas entgegensetzen können, um als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems (oder gar als Hauptschuldige) wahrgenommen zu werden. Das war die Geburtsstunde der Oil and Gas Climate Initiative (OGCI).
Gestern nun haben die CEOs von 10 der größten Öl- und Gaskonzerne eine gemeinsame Pressekonferenz in Paris gegeben und ihre Vorstellungen präsentiert. welchen Beitrag sie zur Lösung der Klimakrise leisten können und wollen.
Zur Pressekonferenz hatten sie übrigens auch einige NGO-Vertreter/innen geladen. Aber die meisten haben die Einladung deutlich und wenig freundlich abgelehnt (Greenpeace Analyse zur OGCI z.B. hier) – danke!
Was die Ölkonzerne nun konkret vorschlagen, lässt sich in 3 Begriffen zusammenfassen bzw. im vorliegenden Bericht auch genauer nachlesen:
- Im Stromsektor Kohle durch Gas ersetzen.
- CCS Technologie fördern.
- Ein bisschen Effizienz und Emissionsminderung bei der Herstellung ihrer Produkte.
Das war alles zu erwarten. Und man könnte auch meinen, es sei ein kluger Schachzug, sich kurz vor der Klimakonferenz in Paris als Teil des progressiven Lagers zu positionieren – u.a. durch aktive Beteiligung der UNFCCC-Generalsekretärin Figueres und Zusammenarbeit mit „NGOs“ wie dem Environmental Defense Fund. Und außerdem gibt es immer noch diejenigen, die da noch nicht einmal mitmachen wollen bzw. es nicht nötig haben (z.B. Exxon und Chevron).
Doch die Strategie ist erstens einfach zu durchschauen und zweitens leicht auseinanderzunehmen. Warum die Gaskonzerne gerne die Kohle vom Markt drängen wollen, muss man ja gar nicht weiter erläutern. Und die Frage der Zukunft von CCS beschreiben sie selber so richtig schön treffend: CCS macht ökonomisch keinen Sinn, die Projekte, die entwickelt werden, werden eventuell nicht realisiert. Aber sie werden trotzdem weiter vorangetrieben, weil man die Technologie ja auch so schön zur Ausbeutung fast leerer Öl- und Gasfelder nutzen kann und die dann leeren Felder als Speicher verkaufen kann. Ein super Geschäft!
Neben der neu gegründeten Energy Transitions Commission (ETC) haben wir nun mit der OGCI einen weiteren mächtigen Lobbyplayer, der sich kurz vor dem entscheidenden Gipfel in Paris mit falschen Versprechen, riskanten Technologien und vor allem mit aller Macht am fossilen Business as Usual festklammert.
Nachtrag (19.10.2015): Ein neuer Report von InfluenceMap stellt nochmal ausführlich dar, wie sich die großen Ölfirmen auf der einen Seite zur Klimapolitik positiv äußern und auf der anderen Seite gezielt politische Maßnahmen verhindern (u.a. im Rahmen der Handelspolitik).