Divestment-Domino – wer alles aus der Kohle aussteigt

Herzlichen Glückwunsch an Urgewald! Dank des jahrelangen Drucks und Protests, den die Umwelt-NGO gemeinsam mit anderen aufgebaut hat, hat die Allianz nun einen weitgehenden Kohleausstieg verkündet: Der Konzern wird nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren.

Die Geschäftsführerin von Urgewald, Heffa Schücking, ordnet diese Entscheidung der Allianz so ein:

„Das Divestment-Domino beschleunigt sich. Auf Axa folgt der Norwegische Pensionsfonds, darauf folgt nun Allianz: Die Kohle verliert derzeit einen wichtigen Investor nach dem nächsten. Betroffen sind neben Aktien zum großen Teil auch Anleihen. Das setzt nicht nur die Finanzplaner der Kohlekonzerne unter Druck, sondern sorgt zudem für einen immer weiter sinkenden Ruf der Kohle als Investitionsobjekt. Der von Allianz verfolgte Divestment-Ansatz sieht nicht nur Schwellenwerte für den Umsatz, sondern auch für die Stromproduktion vor. Außer die Minenbetreiber trifft das auch Kohle-Stromerzeuger wie RWE und Vattenfall.“

Der größte deutscxhe Finanzier von Kohle, die Deutsche Bank, bleibt aber leider noch standhaft. Sie ist mit 3,3 Mrd. Euro in Europa führend bei der besonders klimaschädlichen Braunkohle, gefolgt von Commerzbank (3,1 Mrd. Euro) und BayernLB (830 Mio. Euro). Insgesamt haben deutsche Banken und Investoren die europäische Braunkohle von 2010 bis Mitte 2015 mit 8,7 Mrd. Euro unterstützt, so eine aktuelle Studie von Urgewald.

Jedenfalls muss man diese Tage unmittelbar vor dem Klimagipfel in Paris schon genau hinhören, wer da alles so aus der Kohle aussteigt und was damit genau gemeint ist. Der Kohleausstieg Großbritanniens beispielsweise, der am 18. November verkündet wurde, bedeutet zugleich mehr Atom und Fracking und weniger Förderung für erneuerbare Energien.

Und auch die Erklärung der Regierung des kanadischen Teersand-Bundesstaates Alberta ist mit Vorsicht zu genießen – denn: eine ein bisschen effizientere und gedrosselte Teersandförderung („We will grow our economy by applying technology to reduce our carbon output per barrel, which is what this limit will promote“), ein bisschen mehr Windräder neben den Teersandfeldern und Pipelines („Renewable energy sources will comprise up to 30 per cent of Alberta’s electricity production by 2030“) und ein Ausbau der Nutzung von Erdgas sind eben nicht gut genug, um tatsächlich behaupten zu können: „Alberta is showing leadership on one of the world’s biggest problems, and doing our part.“ Oder sehe ich das zu pessimistisch?

 


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