Heute geht es bei der Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen (UNCBD) in Montreal (SBSTTA 20 Meeting) unter anderem um den Zusammenhang von Biodiversität und Klimawandel.
Bei der Klimakonferenz in Paris wurde ja beschlossen, dass der Weltklimarat IPCC einen Bericht verfassen soll, der sich mit den Möglichkeiten und Auswirkungen befasst, wenn die globale Erwärmung auf maximal 1,5°C über vorindustriellem Niveau begrenzt wird. Eine große (und begründete) Sorge ist nun, dass das Tür und Tor für sog. Geoengineering Technologien öffnet.
Hintergrundinformationen zum Thema Geoengineering: Einführungsbroschüre, Geoengineering-Monitor, Beitrag auf Klima der Gerechtigkeit.
Besonders brisant ist es, dass so gut wie alle Szenarien, die der IPCC bisher für 2°C (sowie die wenigen, die es zu 1,5°C gibt) implizit davon ausgehen, dass wir sog. negative Emissionen brauchen, also Geoengineering. Vor allem geht es dabei um eine Technologie, die sich Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS) nennt.
Was BECCS ist, wie es funktionieren soll, warum das nicht aufgeht, welche Implikationen das hat und wo es schon welche Forschung und Anwendungen gibt, haben wir in einem gemeinsamen Bericht mit Biofuelwatch zusammengestellt: „Last-ditch climate option or wishful thinking?“ (Es ist eine aktualisierte Kurzfassung dieses längeren Berichts.)
Die UNCBD hat zwar ein Moratorium auf Geoengineering Technologien beschlossen (Decision X/33, paragraph 8 (w)), das auch BECCS umfasst – ausgenommen wurde nur auf Wunsch / Druck von Norwegen die Anwendung von CCS bei fossilen Emissionen.
Aber der hier in Montreal diese Woche diskutierte Text lässt leider doch an verschiedenen Stellen kleine Hintertüren offen. Hierzu bringt eine Reihe von zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter auch die Heinrich-Böll-Stiftung, heute ein gemeinsames Statement in die UNCBD-Verhandlungen ein (siehe unten).
Wichtig zu wissen ist in jedem Fall: Im Rahmen der UNCBD gibt es eine Reihe von guten Untersuchungen und Beschlüssen, die sehr deutlich auf die negativen Auswirkungen von Bioenergie für Biodiversität und Menschen hinweisen und alternative Ansätze aufzeigen, die zur zusätzlichen Speicherung von CO2 führen (im Sinne von „ecosystem restoration“). Das Problem ist nur, dass diese Erkenntnisse und Beschlüsse von den gleichen Regierungen im Rahmen der UNFCCC und im IPCC nicht wahr(oder ernst)genommen werden.
Man kann nur hoffen, dass das für den Sonderbericht des IPCC zu 1,5°C anders wird. Da geht es nun darum, die richtigen Fragestellungen und die richtige Expertise zusammenzustellen und einzubringen!
Joint statement from Biofuelwatch, Heinrich Böll Foundation, ETC Group, Ecoropa, Global Forest Coalition and other NGO participants of the CBD Alliance
Our comment pertains to SBSTTA recommendation 6, which requests the Executive Secretary to provide input to the special report of the IPCC on 1.5 degree warming.
We are concerned with the way that the IPCC has dealt with the dangerous and unproven concept of “negative emissions”. IPCC working group 3 in their fifth assessment report, incorporated as “necessary” the large scale implementation of BECCS, which refers to bioenergy with carbon capture and storage, into their models. They did so without any technology assessment, nor assessment of environmental, economic and social impacts. Rather they adopted a blanket assumption that BECCS is feasible and will be effective as a means to remove CO2 from the atmosphere.
Large scale BECCS would have very serious negative impacts on biodiversity. The CBD considers BECCS to be a climate geoengineering technology, hence falling under the remit of paragraph 8w of decision X/33. CBD should specifically point this out in the request to IPCC, asking to not consider dangerous unproven geoengineering techniques that will have large negative impacts on biodiversity as options.
The CBD, unlike IPCC, has assessed impacts of bioenergy/biofuels based on comprehensive review of peer reviewed literature (technical series 65) and in decision IX/2, paragraph 3, urges parties to develop and apply sound policy frameworks for the production and use of biofuels, including application of the precautionary principle.
However, in climate and biodiversity paper (UNEP/CBD/SBSTTA/20/10, par 46) it says
„Some advanced biofuels, when coupled with carbon capture and storage, may potentially have a greater mitigation potential than ecosystem recovery.
Although it also cautions about the uncertainties of BECCS, we strongly urge the CBD to delete such language. Instead CBD should take a strong position against large scale bioenergy technologies, including BECCS and advise IPCC similarly reject BECCS. The CBD should base decisions on ecosystem-based approaches to climate change mitigation and adaptation, and focus on the important and proven role of healthy and intact ecosystems to prevent dangerous global warming.